Miteinander im Gespräch bleiben

Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrer Kollegin, Ihrem Kollegen geplaudert, einfach so…, über das Wetter beispielsweise, über Ihren Urlaub, über das neue Parfum von…, den Wechsel von Fußballspieler X zu Verein Y? Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihren Mitarbeiterinnen, Ihren Mitarbeitern geplaudert, einfach so…, über die Familie, die anstehende Berufsentscheidung des Sohnes, über das geplante neue Haus? Wann waren Sie das letzte Mal mit sich selbst im Gespräch, einfach so…, und haben sich gefragt, was brauche ich heute für mich und meine derzeitige Situation? Wann haben wir uns und den anderen zugehört und versucht, herausfinden, was der andere denkt und fühlt, und was wir denken und fühlen? Uns fällt es leicht, über andere zu sprechen – oder zu lesen -, im Gespräch mit dem anderen oder mit uns selbst zu bleiben, erscheint uns dagegen oft als zu große Herausforderung und als zu anstrengend. Keine Zeit, zu viel zu tun, zu viele offene Baustellen – so oder so ähnlich klingen die Antworten, wenn es im Coaching um die Frage geht, das Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Kolleginnen und Kollegen zu suchen. Gerade Führungskräfte scheuen oft das Gespräch. Besonders in Krisenzeiten. Sie erhoffen sich mit ihrem Schweigen, dass sie dadurch weniger angreifbar sind und keine schwierigen und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schmerzhaften Entscheidungen kommunizieren müssen.

Dabei kann das Gespräch, kann der Austausch untereinander helfen, eine neue Perspektive zu entwickeln, einen anderen Blick auf ein bekanntes Problem zu bekommen und damit manchmal sogar zu erreichen, dass eine Herausforderung weniger schwerwiegend erscheint als vor dem gemeinsamenGedankenaustausch.

Miteinander im Gespräch bleiben, heißt, dem anderen zuzuhören, ihn aufzufordern zu erzählen und in Ruhe seine Sicht der Dinge darlegen zu lassen, im Privatleben und im Beruf. Führungskräfte erfahren immer häufiger, dass sie mit gut vorbereiteten und regelmäßig stattfindenden Mitarbeitergesprächen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel gut motivieren können. Denn wenn diese wissen, in welche Richtung sich das Unternehmen künftig bewegen will und was sie dazu beitragen können und möchten, dann fühlen sich die meisten von ihnen dazu aufgefordert und angeregt, ergebnisorientiert und effizient zu arbeiten.

Genießen Sie das Gespräch mit anderen und mit sich

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Miteinander im Gespräch bleiben, heißt zunächst, sich und dem anderen lernen zuzuhören. Wenn wir uns selbst kennen, wenn wir um unsere Stärken und unsere Schwächen wissen, dann können wir uns ruhig und selbstbewusst auf unsere Gegenüber einlassen. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben, wir werden von den anderen als Versager angesehen und abgewertet. Wir wissen um unseren Wert und schätzen uns wert.

 

2.) Miteinander im Gespräch bleiben, heißt auch, unserem Gegenüber Grenzen aufzuzeigen. Etwa, wenn in einer Teamsitzung Kolleginnen oder Kollegen monologisieren oder Ihr Gesprächspartner Sie mit unangenehmen oder peinlichen Themen versucht zu malträtieren. Bleiben Sie kurz und sachlich, unterbrechen Sie die Monologisierer und bitten Sie sie, Ihnen aufzuzeigen, worum es ihnen konkret geht. Unangenehme Sprüche bringen Sie dann rasch zum Ende, wenn Sie freundlich und bestimmt deutlich machen, dass Sie diese nicht hören möchten. Rechtfertigen Sie sich nicht für Ihr Grenzen setzen.

 

3.) Regelmäßige Mitarbeitergespräche sind wertvolle Führungsinstrumente. Gut vorbereitet, in Ruhe und in entspannter Atmosphäre ohne Störungen von außen durchgeführt und im Anschluss sorgfältig protokolliert, hilft das zielorientierte Gespräch beiden Seiten, unter klaren und organisierten Bedingungen zu arbeiten und in Krisen genau zu wissen, welche Möglichkeiten das Unternehmen und der Einzelne hat.

 

4.) Trainieren Sie Ihr Selbstgespräche: Sprechen Sie mit sich so freundlich und so liebevoll, wie Sie es mit Ihrem besten Freund, Ihrer besten Freundin tun. Zu negativen Selbstgesprächen, wie beispielsweise „oh, wie bin ich dumm“, sagen Sie energisch Stopp. Sprechen Sie sich in kritischen Situationen Mut zu und reden Sie sich (auch gerne laut) Ihren Frust von der Seele.

 

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Benien, Karl, Schwierige Gespräche führen, 2003, rororo Verlag,

ISBN: 9783499614774

 

Schulz von Thun, Friedemann, Miteinander reden – Kommunikationspsychologie für Führungskräfte, 2003, rororo Verlag ISBN: 9783499615313

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