Her mit den Problemen

Wir mögen sie selten: Berufliche und private Probleme, die uns belasten, die uns dazu zwingen, uns mit unangenehmen Situationen – oder mit uns – auseinander zu setzen, Herausforderungen, die uns zwingen, unsere Ziele und uns in Frage zu stellen. Es ist weitaus angenehmer, zufrieden und beschwingt durch den beruflichen und privaten Alltag zu gehen, als mit Problemen behaftet. Deshalb schieben wir gerne vor uns liegende Probleme auf die Seite und verschließen die Augen vor ihnen, oft mit der Hoffnung, sie verschwinden dann von selbst.

Erst einmal: Nicht alle Probleme können wir lösen. Wenn wir beispielsweise als Abteilungsleiter erkennen müssen, dass wir trotz allen Engagements nichts dazu beitragen können, dass vakante Stellen in unserer Abteilung mit guten Mitarbeitern besetzt werden, weil die Unternehmensleitung lieber Geld einspart, dann bleibt uns nur, uns damit abzufinden und für uns neue Ziele zu definieren. Auch das Ziel, eine neue Arbeitsstelle zu suchen.

Probleme empfinden wir meistens als unangenehm. Sie zwingen uns, bei uns hinzuschauen. Sie fordern uns auf, uns in Frage zu stellen und uns damit selbst die Chance zu geben, uns zu verändern. Sie helfen uns auch, ehrlich mit uns umzugehen. Stehen Sie beispielsweise vor dem Problem, dass neue Mitarbeiter Ihr Unternehmen wieder rasch verlassen möchten, dann stellt sich die Frage nach der Führungsstruktur in Ihrem Haus.

Probleme können uns helfen, Lösungen zu entwickeln, auch für scheinbar aussichtslose Situationen. Hilfreich kann dabei sein, anstatt von Problemen zu reden, lieber von Herausforderungen zu sprechen und sich dann herausgefordert zu fühlen, Lösungsstrategien zu entwickeln. Etwa, in dem wir uns die Frage stellen, welchen Vorteil hat das Problem für mich? Wozu brauche ich es? Was kann ich anhand der Herausforderung für mich lernen? Kenne ich solche Situationen und wie habe ich sie früher gelöst?

Gelingt es uns erst einmal zu erkennen, dass Probleme Herausforderungen sind, die uns auffordern, sie zu lösen; dann wird uns klar, dass das Problemlösen sogar Freude bringen kann, vor allem, wenn wir entdecken, dass wir längst gute Lösungsstrategien besitzen und sie nur entsprechend einsetzen müssen. Dann verlieren viele unserer Probleme ihren Schrecken und werden zu dem, was sie sind, Schwierigkeiten, aus denen wir lernen und mit denen wir umgehen können.

   

Checkliste

1.) Es gibt Probleme, die sich von uns nicht lösen lassen. Selbst wenn wir sie genau formuliert und analysiert haben.

2.) Wenn es unser Problem ist, eine neue Sicht uns bekannter Dinge anzunehmen, dann kann dies für uns ebenfalls unlösbar sein, weil wir auf unsere Überzeugung nicht verzichten wollen oder können.

3.) Viele Probleme lassen sich aber bearbeiten, indem wir sie zunächst annehmen und uns nicht davor drücken, indem wir sie nicht mehr als Problem, sondern als Herausforderung bezeichnen und indem wir uns auch die Frage stellen, welche Chance sich in der Herausforderung verbirgt, vor der wir stehen.

4.) Packen wir ein neues Projekt an, dann ist es hilfreich, sich zu Beginn auch zu überlegen, welche Probleme die Aufgaben mit sich bringen können und welche Strategien wir dann für die Bewältigung haben, falls die Herausforderungen auf uns zukommen sollten.

 

Tipps zum Lesen

Funke, Joachim, Problemlösendes Denken

2003, Kohlhammer Verlag, ISBN: 9783170174252

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