…und plötzlich ist alles anders…

Zwei Jahre harte Arbeit, lange Sitzungen, viele Gespräche, aufwendige Abstimmungsprozesse, frustrierende Momente, glückliche Augenblicke… bald ist das Ziel erreicht, es fehlen nur noch wenige Schritte bis zum glücklichen Abschluss. Doch von einem Moment auf den anderen ist alles anders. Völlig unerwartet und gänzlich ohne Vorankündigung kommt das Aus. Ohne jede Erklärung wird das Projekt von den dafür Verantwortlichen abgesagt.

Wie gehen wir mit solchen Momenten um? Mit Momenten, auf die wir nicht im geringsten vorbereitet sind? Mit Momenten, die wir uns einfach nicht vorstellen konnten, angesichts der vielen Signale, die alle auf grün standen und uns suggerierten, wir sind auf dem richtigen Weg mit unserem Projekt, unserer Forschungsarbeit, unserer Marketinganalyse oder unserer Bewertung der strategischen Unternehmensentwicklung. Wir haben nichts falsch gemacht, uns ist kein Fehler unterlaufen und dennoch müssen wir eine bittere Niederlage hinnehmen und uns Entscheidungen geschlagen geben, die wir nicht beeinflussen konnten und können. Uns würde es vielleicht leichter fallen, ein von uns mit viel Engagement bearbeitetes und begleitetes Projekt aufzugeben, wenn wir Fehler gemacht hätten und damit sein Scheitern mit verursacht hätten. Stattdessen müssen wir jetzt unsere gute und langjährige Arbeit einfach auf die Seite schieben und versuchen, uns wieder zu motivieren, damit wir mit unserer Arbeit weiter machen und darin neue Ziele anpeilen und verfolgen zu können.

Wie soll dies gelingen? Was kann uns helfen, unsere Gefühle der Ohnmacht, der Wut, der Enttäuschung loszulassen, damit wir es schaffen, nach vorne zu schauen und uns neuen Herausforderungen zu stellen? Wie erreichen wir es, dass wir unsere bisherigen Perspektiven für unseren Beruf aufgeben und uns die Chance geben, neue zu entwickeln? Eine einfache „man nehme“-Lösung gibt es hierfür nicht. Für jeden von uns ist ein anderer Weg richtig. Während die einen es brauchen, möglichst oft und viel über die unerwartete Niederlage reden zu können, ist es für die anderen wichtig, sich abzulenken und andere Dinge zu tun oder sich zurückzuziehen und erst einmal zu schweigen, ehe sie mit dem Verarbeiten beginnen.

Entscheidend ist, dass wir uns genügend Raum geben für den Abschied von einem Projekt, von einem Stück Leben, das wir unserem Projekt gewidmet haben und das unser Abschiedsschmerz von unserem Gegenüber wahrgenommen und respektiert wird. Und vielleicht können wir in der Zukunft sagen, der qualvolle Verlust des Projektes war der Anfang von etwas Neuem, das wir sonst nicht erlebt hätten.

   

Checkliste

 

1.) Haben wir eine Niederlage mit zu verantworten, dann können wir versuchen, aus unseren Fehlern zu lernen. Schwerer ist es, sich von einem Projekt zu verabschieden, das unvollendet aufgegeben wird, weil andere es nicht mehr für wichtig oder für richtig erachten und deshalb auf die Seite schieben.

2.) Das Gefühl der Ohnmacht, das Gefühl, nichts falsch gemacht zu haben und dennoch das Scheitern unseres Projektes nicht verhindern zu können, ist schwer auszuhalten. Vielleicht hilft uns dabei zu sehen, dass wir nicht nur ohnmächtig sind. Wir können beispielsweise unsere Erfahrungen versuchen zu „verwerten“, auch materiell, oder wir können Teilprojekte aus dem Gesamtprojekt an anderer Stelle einbauen und so für uns nutzen.

3.) Wichtig ist, dass wir uns Zeit für den Abschied nehmen von einem Projekt und dies auf die Art und Weise, die uns gut tut und nicht, wie andere glauben, dass wir es tun müssten.

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