Was erwarte ich

vom kommenden Weihnachtsfest, von einem Wechsel in ein anderes Unternehmen, in eine neue Institution, von der gerade begonnenen Beziehung? Erhoffe ich mir, dass ich an Weihnachten eine gute Zeit erleben werde, dass ich in meinem neuen Beruf keine Probleme mehr habe, das mein frisch Verliebt sein in eine wunderbare Liebe mündet, die mich beflügelt? Erwarten kann ich das doch schließlich, denn engagiert habe ich für die ganze Familie das Weihnachtsfest vorbereitet, voller Elan und Schwung im neuen Unternehmen angefangen und für die romantischen Zeiten zu Zweit verzichte ich gerne auf lange verabredete Treffen mit Freunden und Familie.

Leider erfüllen sich unsere Erwartungen, die wir an anderen richten, oft nicht. Die heile Welt an Weihnachten bleibt Illusion, die neue Arbeitsstelle bringt andere Probleme mit sich, das frisch Verliebt sein verwelkt schnell. Wir hatten erwartet, dass die anderen uns zufrieden und glücklich machen, und wir sind ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass unsere Familie, Kollegen und Partner ohne Worte wissen, was wir dafür brauchen und was wir uns von ihnen ersehnen. Wir sind enttäuscht. Übersehen haben wir dabei, dass wir uns zwar gerne etwas von den anderen wünschen können, dass jedoch niemand dazu verpflichtet ist, unsere Träume für uns zu erfüllen. Weshalb sollen die neuen Kolleginnen und Kollegen uns mit offenen Armen aufnehmen, wenn sie befürchten müssen, in uns einen weiteren Konkurrenten zu bekommen? Wieso ist es an unserem Gegenüber, uns das Leben schöner und aufregender zu gestalten, als wir es bislang selbst gekonnt haben? Entgangen ist uns dabei auch, dass unsere Familie, die neuen Kollegen, die neue Beziehung selbst Erwartungen und Wünsche haben, die ganz anders aussehen können als die unsrigen. Möglicherweise wünschen sich unsere Kinder lieber ein klärendes Gespräch an Weihnachten über die komplizierte Familiensituation als die heile Welt, die wir ihnen versuchen vorzuspielen. Oder die Kolleginnen und Kollegen arbeiten besser und engagierter allein als im Team. Sie fühlen sich von unseren Erwartungen an sie, dass wir nur gemeinsam die besten Ergebnisse erzielen können, überfordert, und können ihnen nicht nachkommen.

Wenn wir erkennen, dass wir aneinander unterschiedliche Erwartungen haben, dann können wir in Gesprächen versuchen, uns darüber auszutauschen und uns darüber zu verständigen. Und mancher Wunsch erfüllt sich dann doch noch, wenn auch etwas anders als wir es ursprünglich erwartet hatten.

 

Checkliste

 

1.) Natürlich kann ich erwarten, dass meine Autowerkstatt mein Auto richtig repariert, die Bahn pünktlich fährt und das Flugzeug mich an den gebuchten Zielort bringt. Schwieriger wird es, wenn wir von unserem Gegenüber erwarten, dass er, dass sie sich uns gegenüber so verhält, wie wir es uns vorstellen und unsere Erwartungen an ihn, an sie mit Sätzen unterstreichen wie, „das erwarte ich einfach von Dir, von Ihnen“ oder „wenn Du mich wirklich liebst, dann… „. Wir erwarten, dass der andere für unser Wohlbefinden verantwortlich ist, im Beruf wie privat.

 

2.) Oft werden Erwartungen gar nicht ausgesprochen, kennt unser Gegenüber unsere Wünsche an ihn nicht. Erkennen wir dies, dann kann es für uns hilfreich sein, erst einmal unsere Erwartungen an den anderen zu formulieren, schriftlich oder mündlich, und dann zu prüfen, welche Erwartungen uns wirklich wichtig sind und wie viele davon wir uns selbst erfüllen können oder müssen, weil wir für uns selbst verantwortlich sind. Danach können wir miteinander besprechen, wie wir unsere Erwartungen an den anderen und an uns gegenseitig erfüllen können – wenn auch nicht immer so vollständig und 100%ig, wie wir es uns vom anderen erträumen oder er von uns.

 

3.) Werden wir enttäuscht, weil der andere unsere Erwartungen nicht erfüllt, obwohl er es versprochen hat, dann stellt sich uns die Frage, ob wir unsere Erwartungen verändern, sie vielleicht sogar los lassen oder daran festhalten. Manchmal kann es für beide Seiten entlastend sein, wenn wir den Satz, „das erwarte ich einfach von Dir“ umformulieren in „ich wünsche mir von Dir…“.

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