Mein Schreibtisch und ich

Wie oft haben Sie Ihren Schreibtisch schon angeseufzt, angesichts der vielen Aktenordner, Ablageboxen, unbezahlten Rechnungen, die sich auf ihm stapeln? Leider reagiert das schönste Designermodell auf unsere Stoßseufzer und leicht verzweifelten inneren Ausrufe, wann habe ich endlich Ordnung auf meinem Schreibtisch, genauso ungerührt wie die schlichte Ausführung aus Kiefernholz. Design oder Standard, alle Schreibtische lassen uns mit unserem täglich wiederkehrenden Schicksal allein. Aufräumen und Ordnung halten auf unserem Schreibtisch müssen wir. Fragt sich nur: wie. Und: weshalb soll es uns dieses Mal gelingen, nachdem wir schon so oft gescheitert sind?

Rezepte für eine größere Ordnung auf dem Schreibtisch gibt es viele. Ganze Bücherstapel befassen sich mit diesem Thema. Bevor wir jedoch anfangen, die Rezepte und Bücher zu lesen, die Ideen auszuprobieren, oder sie gleich auf die Seite zu legen, können wir uns auch einmal die Frage stellen, was erzählt mein Schreibtisch über mich, wenn ich ihn mir mal aus der Perspektive eines in mich frisch verliebten Menschen ansehe oder eines Feindes von mir, vor dem ich mir keine Blöße geben will. Der andere Blick kann uns manchmal dabei helfen, unseren Schreibtisch ganz neu zu sehen. Und zu entdecken, was wir da alles so angesammelt haben. Brauchen wir wirklich 20 verschiedene Schreibutensilien? Oder reichen zwei für unsere tägliche Arbeit? Wie lange haben wir die Aktenstapel und Prospekte nicht mehr angesehen, die sich in gleichmäßigen kleinen Bergen auf unserer Schreibtischplatte verteilen? Und wie sinnvoll sind die Ablageboxen und Ablagemappen für uns? Verhelfen sie uns zu einem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch? Oder sind sie gute Schlafplätze für alles, was wir irgendwann mal für irgendetwas irgendwie gebrauchen könnten, weil wir ja dann endlich Zeit haben für xyz…

Diese und ähnliche Fragen können uns helfen, unseren Schreibtisch aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Nur, damit ist unser Schreibtisch genauso wenig aufgeräumt, wie zuvor. Jetzt bleibt uns leider nur eines, nämlich uns zu entscheiden: Entweder unseren Schreibtisch so zu lassen, wie er ist und ihn weiter täglich anzuseufzen. Oder uns die oben gestellten Fragen als Motivation zu Hilfe zu nehmen, ein Ratgeberbuch zu lesen, ein Rezept für Ordnung im Büro aus dem Internet herunter zu laden und uns ans Aufräumen zu machen. Mit dem Erfolg, dass wir es tatsächlich geschafft haben – ein wunderbares Gefühl.

 

Checkliste

 

1.) Ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch gilt in vielen Unternehmen als Ausdruck dafür, dass ein Mitarbeiter nicht nur auf der Schreibtischplatte, sondern auch im Kopf strukturiert handelt und damit so auch denkt. So manche Karriere ist damit rascher vorangekommen. Ob ein aufgeräumter Schreibtisch tatsächlich etwas über die Fähigkeiten eines Mitarbeiters aussagt, sei dahingestellt. Über 70 % aller Führungskräfte schätzen jedenfalls eher Ordnung als kreatives Chaos, hat der britische Psychologe Cary Cooper beobachtet.

 

2.) Weniger ist mehr, das gilt auch auf dem Schreibtisch. Je weniger wir darauf deponieren, umso rascher ist er am Ende des Tages oder am Ende einer Arbeitswoche aufgeräumt.

 

3.) Ideal ist es, wenn es uns gelingt, auf unserem Schreibtisch nur das zu plazieren, woran wir im Moment arbeiten oder im Laufe des Tages arbeiten müssen.

 

4.) Vieles lässt sich auch als Datei abspeichern, statt als Papierstapel auf dem Schreibtisch zu horten.

 

5.) Wie so oft, sind wir auch beim Schreibtisch ein Gewohnheitstier. Alles, was wir für die tägliche Arbeit brauchen, Stapler, Notizblock oder Heft, Stift, sollte seinen Stammplatz haben. Damit wir die notwendigen Dinge nicht lange suchen müssen.

 

6.) Im Management gern genutzte Methode ist die sogenannte Eisenhower-Methode, benannt nach dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1890-1969). Er soll alle Aufgaben und die entsprechenden Unterlagen dazu in vier Kategorien eingeteilt haben: A. wichtig und sofort zu erledigen, B. wichtig, aber nicht dringend, C. dringend aber nicht wichtig, D. weder dringend noch wichtig. Die „D“-Aufgaben können aufgrund ihrer Kategorisierung entweder direkt in den Papierkorb oder delegiert werden. Während die „A“-Aufgaben oberste Priorität haben, auch wenn sie unangenehm und wenig erfreulich sind.

Tipps zum Lesen

 

Roth, Eileen, Ordnung halten für Dummies, 2008, Wiley-VCH Verlag, ISBN: 9783527703692

Roth, Eileen, Organisiert am Arbeitsplatz für Dummies, 2009, Wiley-VCH Verlag, ISBN: 9783527705603

Roth, Susanne, Einfach aufgeräumt, 2005, Campus Verlag, ISBN: 9783593377582

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