Konkrete Führung

Ein fiktives Beispiel, wie es täglich in einem Unternehmen vorkommen kann: Karin Z. und ihr Chef Klaus K. hatten sich auf das Erreichen eines bestimmten unternehmerischen Zieles geeinigt. Nach zwei Tagen geht Karin Z. zu ihrem Chef und sagt: „Ich habe die Aufgabe so versucht zu bearbeiten, wie wir es vereinbart hatten, ich finde den richtigen Ansatz für den Lösungsweg einfach nicht.“ Klaus K.: „Sie müssen etwas falsch gemacht haben. Machen Sie es so und so…“ Ohne Ergebnis. Karin Z. bleibt erfolglos. Beide sind gleichermaßen enttäuscht. Klaus K. setzt sich selbst an die Aufgabe, und Karin Z. wirft sich innerlich vor, sie sei nicht gut genug für ihren Beruf.

Klaus K. könnte allerdings auch antworten: „Ich habe im Moment noch andere Aufgaben zu erledigen. Schauen Sie doch in der Zwischenzeit, wo und wann genau die Schwierigkeiten auftreten. Ich bin demnächst für Sie da, und wir versuchen dann gemeinsam, eine Lösung zu finden, falls Sie bis dahin keine Antwort haben.“

Nach kurzer Zeit sitzt Karin Z. wieder bei Klaus K. im Büro und berichtet ihm, sie habe einen gangbaren Weg entdeckt und alles werde funktionieren wie gewünscht und vorab besprochen. Klaus K. will wissen, was sie gemacht hat und lobt sie dafür.

Während Klaus K. im ersten Beispiel Karin Z. Arbeitsanweisungen gibt, die sie einzuhalten hat, unterstützt er sie im zweiten Beispiel, indem er sie dazu einlädt, noch einmal genau und mit großer Aufmerksamkeit hinzuschauen. Indirekt fordert er sie damit dazu auf, eigenverantwortlich zu arbeiten und signalisiert ihr gleichzeitig, ‚Du schaffst es‘ und ‚ich weiß, dass Du es kannst, denn das habe ich oft genug erlebt‘.

Der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Teil des Beispiels scheint auf den ersten Blick gering zu sein. Führungskräfte können ihre Mitarbeiter im Berufsalltag gut coachen, wenn sie wie Klaus K. im 2. Teil wahrnehmen, dass ihre Mitarbeiter qualifiziert genug dafür sind, die ihnen gestellten Aufgaben zu lösen und gewissenhaft den Weg dafür suchen. Mit geschickten Fragen und Aufgabenstellungen können sie das vorhandene Potential ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter fördern und entwickeln. Dies führt oft zu einer deutlichen Steigerung der Arbeitsergebnisse. Karin Z. reichte das Vertrauen ihres Chefs und der Hinweis, zu prüfen, wo und wann genau die Schwierigkeiten auftreten, um die gestellte Aufgabe rasch und zur vollen Zufriedenheit der beiden zu erledigen. Klaus K. wusste, dass Karin Z. gut analysieren kann und gründlich arbeitet. Sein Auftrag, die bislang aufgetretenen Schwierigkeiten genau zu überprüfen, kam Karin Z. und ihren Fähigkeiten sehr entgegen und er vermied die einfache Rückdelegation einer Aufgabe an ihn selbst.

Checkliste

 

1.) Führungskräfte können mit geschickt formulierten Arbeitsaufträgen und wertschätzenden Aussagen ihre Mitarbeiter motivieren, ihre Fähigkeiten gut und gezielt einsetzen. Das Resultat sind dann häufig zufriedenstellende Ergebnisse.

2.) Hilfreich ist dabei, wenn Führungskräfte den Auftrag klar und eindeutig formulieren (‚wo und wann treten die Schwierigkeiten genau auf‘) und signalisieren, dass sie die Lösung selbst noch nicht kennen und sie gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daran arbeiten, wenn es erforderlich ist (‚wir versuchen dann gemeinsam, eine Lösung zu finden‘).

3.) Gute Führung kommt unauffällig daher. Sie zeigt sich im täglichen Umgang miteinander und findet in einer grundsätzlich von Vertrauen bestimmten Arbeitsatmosphäre statt.

4.) Gute Führung findet – generell formuliert – dann statt, wenn eine Führungskraft ihren eigenen Führungsstil hat und wenn sie aus dem Wissen um den individuellen Weg versucht, gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die (von der Unternehmensleitung) vorgegebenen Ziele zu erreichen. Gute Führung braucht eine vertrauensvolle und möglichst klare Arbeitsatmosphäre. Gute Führung drückt sich auch darin aus, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefordert und gefördert werden und ihre Potentiale abrufen und weiterentwickeln, und dass ihre Vorgehensweisen wertgeschätzt werden.

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