„Gibt es einen Weihnachtsmann?“

Alle Jahre wieder vertrauen viele Millionen Kinder in vielen Regionen der Welt darauf, dass der rot bemäntelte Mann mit dem weißen Bart zu ihnen kommt. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember träumen sie davon, dass der Weihnachtsmann durch die Kamine rutscht und ihnen ihre heiß ersehnten Geschenke bringt. Beobachtet hat ihn dabei bislang kein Kind – und kein Erwachsener. Trotzdem glauben die Kinder an ihn. Sie bauen darauf, dass er ihnen ihre Erwartungen und Sehnsüchte auch an diesem Weihnachten wieder erfüllt.

Vielleicht verbirgt sich hierin das Erfolgsgeheimnis des fleißigen alten Herrn mit den jugendlich roten Pausbacken, dessen Attraktivität immer mehr zuzunehmen scheint. Denn der unsichtbare Geschenkebringer mit seinen zahllosen Stellvertretern in Einkaufsstraßen und Shopping Center ist zuverlässig. Pünktlich zu Weihnachten bringt er seine hübsch verpackten Gaben, ohne selbst je eines dafür zu bekommen oder zu wollen. Er nimmt keinen Dank entgegen, außer Postkarten, die an seine Geschenkeproduktionszentrale am Nordpol gesandt werden. Selbstlos erfüllt er Kinderträume und schenkt zudem noch Vertrauen und Zuverlässigkeit, und den Kindern das Gefühl, da ist jemand, auf den kann ich mich verlassen. Er enttäuscht mich nicht und er passt auf mich auf. Auch darauf, was ich tue und lieber nicht täte.

Vertrauen schenken gehört zu den größten Gaben, die wir einem anderen Menschen übergeben können. Wir wissen nicht, ob ihm das Geschenk gefallen wird, und er es annimmt oder sich hinter unserem Rücken über unsere Gabe lustig macht und unser Vertrauen im nächsten oder übernächsten Moment enttäuscht und missbraucht. Zu vertrauen, heißt etwas zu riskieren und am Ende möglicherweise sogar etwas zu gewinnen. Zum Beispiel, dass wir im Beruf und im Privatleben überraschende und uns bereichernde Erfahrungen mit unseren Mitmenschen und unseren Mitarbeitern machen, wenn sie erst einmal unseren Vertrauensvorschuss in ihre Einmaligkeit und in ihr Können verspüren.

Und ebenso lohnend wie das Vertrauen in unser Gegenüber ist der immerwährende Versuch, uns selbst zu vertrauen, daran zu glauben, dass wir fähig sind, mit aufkommenden Problemen umgehen zu können. Wir packen täglich unser Leben, wir meistern täglich unseren beruflichen Alltag. Mal besser, mal schlechter vielleicht, doch wir schaffen es.

Vertrauen in uns und in den anderen, das ist Botschaft, die der Weihnachtsmann zu uns und zu den Kindern bringt.

Und allein deshalb gibt es ihn.

Checkliste

 

1.) „Gibt es einen Weihnachtsmann?“ „Is There a Santa Claus?“ fragte am 21. September 1897 die achtjährige Virginia O’Hanlon die Zeitung New York Sun in ihrem berühmten Leserbrief. Die Antwort des damaligen Redakteurs Francis P. Church bezaubert seither viele Leserinnen und Leser weltweit. Bis 1950, bis zur Einstellung der Zeitung, wurde sie jedes Jahr in der Sun abgedruckt. Seit 1977 veröffentlicht Die Welt am Sonntag den Text alljährlich auf Deutsch.

2.) Die Geschichte des Weihnachtsmann beginnt vermutlich bereits mit dem Bischof Nikolaus von Myra (270 – 6. 12. 343)

3.) Jemanden zu vertrauen, uns selbst oder unserem Gegenüber, verlangt viel von uns. Wir geben uns und dem anderen einen Vorschuss, wenn wir uns und ihm unser Vertrauen schenken. Nicht wissend, ob wir etwas und was wir dafür zurückbekommen. Uns und dem anderen zu vertrauen, heißt daran zu glauben, dass wir und unser Gegenüber die Fähigkeit und den Willen haben, das zu schaffen, was wir uns vorgenommen haben und was wir erreichen können.

4.) Erstaunlicherweise sind vertrauensvolle Menschen weder dümmer noch leichtgläubiger als misstrauische, noch werden sie häufiger betrogen und ausgenutzt.

5.) Wir können uns jedes Mal neu entscheiden, ob wir dem anderen vertrauen oder misstrauen. Sind wir offen, dann machen wir häufiger gute als schlechte Erfahrungen. Sind wir misstrauisch, dann ist es eher wahrscheinlich, dass unser Gegenüber ebenso reagiert.

6.) Wir brauchen Vertrauen – in uns, in andere und von anderen. So wie wir Weihnachten brauchen und den Weihnachtsmann.

Tipps zum Lesen

http://www.welt.de/kultur/article13783646/Ja-Virginia-es-gibt-einen-Weihnachtsmann.html

Hauschild, Thomas: Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte, 2012 (2. Auflage), S. Fischer Verlag, ISBN: 978-3100300638

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