Einsam im Beruf

Meetings, Telefonate, Emails, ständiger Kontakt mit den Kollegen und doch fühlen sich manche Menschen in ihrem beruflichen Alltag einsam. Ist die Einsamkeit im Beruf zeitweilig und eine Reaktion auf bestimmte äußere Umstände, wie der unerwartete Auszug eines Kinder oder eine längere Krankheit, dann kann das Erleben des Gefühls des Einsam-Seins dazu führen, die aktuellen privaten und beruflichen Lebensumstände genauer zu analysieren und sie eventuell zu verändern.

Anders ist es, wenn das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten fehlt und sich mangels Anerkennung durch Vorgesetzte und Kollegen weiter vermindert und in Frage gestellt wird. Einsame Menschen befürchten zudem, dass sie ihrem Gegenüber zu viel abzuverlangen, wenn sie mehr sein wollen als ein Sachinformant. Sie wünschen sich von ihrer Umgebung als Kollege, Mitarbeiterin und Mitarbeiter wahrgenommen zu werden, der zwischendrin auch mal weniger leistet oder schlechter gelaunt ist als üblich. Stattdessen bleiben sie unauffällig und deshalb für Vorgesetzte, Kollegen und Kolleginnen angenehme Partner, weil sie ihre Arbeit im Stillen erledigen, ohne dabei groß über das von ihnen Geleistete zu berichten oder sich damit in Szene setzen zu wollen. Ihre Einsamkeit verstecken sie hinter Arroganz und Überheblichkeit, die getragen wird von der Angst, vom Gegenüber abgelehnt zu werden. Und ihr arrogantes Verhalten sorgt dafür, dass sie noch einsamer werden, weil Kolleginnen und Kollegen versuchen, den Kontakt über das Allernötigste hinaus zu vermeiden.

Sich wertlos oder zurückgewiesen zu fühlen oder Angst vor Kritik und Verletzungen zu haben, sind oft Gründe für das sich einsam fühlen im Beruf. Manchmal ist es auch der Wunsch des Einsamen, andere mögen dafür sorgen, dass er sich im beruflichen Alltag glücklich fühlt, weil dies bequemer für ihn ist. Und dann gibt es Menschen, die auf den ersten Blick alles andere als einsam in ihrem beruflichen Alltag sein sollten,die sogenannten „High Performer“. Sie legen erfolgreich eine steile Karriere hin und verdienen ausreichend gut Geld. Dafür arbeiten sie häufig fast rund um die Uhr, selbst an den Wochenenden. Ihnen fehlt deshalb die Zeit – und die Kraft -, Freundschaften zu pflegen, außer vielleicht die virtuellen ‚Beziehungen‘ im Netz.

Der Weg aus der Einsamkeit ist bei jedem unterschiedlich. Sind es die äußeren Umstände wie eine beruflich bedingte längere Abwesenheit von Zuhause, dann sind es andere Methoden, mit denen die Einsamkeit im Beruf verringert werden kann als bei mangelndem Selbstbewusstsein. Je nach Mut und den persönlichen und beruflichen Umständen jedes Einzelnen können ein Coaching, ein neues Hobby, oder ein bewusst sich dafür entscheiden, die Kunst der Kommunikation täglich neu auszuprobieren und alte und neue Kontakte zu pflegen, erfolgreich gegen Einsamkeit im Beruf sein.

Ein Patentrezept gibt es hierfür leider nicht.

Checkliste

 

1.) Nach den Beobachtungen von Personalverantwortlichen und Vorgesetzten und den Beschreibungen von Klienten im Coaching scheinen mehr Menschen im Beruf einsam zu sein als vermutet und dies unabhängig davon, ob beruflich bedingt ein häufigeres Alleinsein stattfindet, wie bei einem Mitarbeiter im Außendienst, einem Nachtportier oder einem Pförtner im Nachtdienst oder in Berufen, die auf den ersten Blick wenig „einsam“ sind, weil sie ständigen Kontakt mit anderen Menschen verlangen, wie bei Lehrerinnen und Lehrern, Verkäuferinnen und Verkäufern.

2.) Viele Berufe bedingen heute eine längere Abwesenheit von zuhause und eine Fernbeziehung, die über viele Monate oder gar Jahre andauert. Auch wenn das Alleinsein dabei angenehm sein kann und dazu führt, die „einsame“ Zeit intensiv nutzen zu können, entwickelt sich oft genug das Gefühl von Einsamkeit, besonders, wenn außer dem Fernseher und dem Hotelzimmer wenig zu bleiben scheint. Etwa 10 % aller Arbeitnehmer kennen dies. Dann auf andere und oft genug Fremde zuzugehen – und Enttäuschungen auszuhalten, ist harte Arbeit und erfordert viel Eigeninitiative, Kraft und Selbstbewusstsein.

3.) Sich einsam zu fühlen ist kein Makel, sondern birgt die Chance in sich, etwas zu verändern und sich weiter zu entwickeln.

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