Kleinkrieg im Büro

Bislang war alles friedlich. Ohne große Diskussionen erledigten die zwei Kollegen ihre Arbeit. Zwischendrin gab es freundliche Worte von Schreibtisch zu Schreibtisch oder auch mal ein heiterer Spruch zur passenden Zeit. Plötzlich ist alles anders. Der Neue steht im Raum. Er braucht einen Arbeitsplatz im nicht gerade großen Büro, stellt Fragen zu bislang als selbstverständlich angesehenen Abläufen, hat Wissen, das ihm beim Bearbeiten von zahlreichen Aufgaben nutzt – und bringt mit seiner Kompetenz und seinem Engagement die lieb gewordenen Gewohnheiten und das bequeme Miteinander der beiden Kollegen durcheinander. Während ihn sein Chef rasch als kreativen Mitarbeiter schätzt, fühlen sich die Kollegen von ihm bedroht und zur Seite geschoben.

Und der Kleinkrieg beginnt. Hier eine kleine sarkastische Bemerkung, da ein paar hochgezogene Augenbrauen und verdrehte Augen, wenn der Kollege Veränderungen vorschlägt oder auf Fehler aufmerksam macht, die alle, auch er, vermeiden könnten, wenn die Arbeitsabläufe besser strukturiert wären. Statt wahrzunehmen, dass der dritte Mann sie entlastet und ihnen dadurch mehr Zeit für ihre Arbeit bleibt, bekämpften ihn die beiden anderen mit ziemlich harten Bandagen. Sie haben Angst davor, dass sich durch ihn ihr Arbeitsgebiet verändert, und sie sich umgewöhnen und neu orientieren müssen.

Die Angst, die eigene Position zu verlieren und damit vielleicht sogar Gefahr zu laufen, von den übrigen Kolleginnen und Kollegen weniger anerkannt zu werden, bringt Mitarbeiter in unterschiedlichsten Funktionen dazu, sich in Kleinkriege zu verstricken, um sich gegen die Neuen abzugrenzen und die lästigen Konkurrenten oder Vorgesetzten möglichst rasch los zu werden.

Bei Kleinkriegen geht es nicht um Mobbing, die Kollegen werden nicht an ihrer Arbeit gehin-dert oder in ein schlechtes Licht gerückt. Vielmehr tragen in dem oben beschriebenen, anony-misierten Beispiel die drei Kollegen einen unausgesprochenen Konflikt um die jeweiligen Zu-ständigkeiten aus, unter dem alle drei leiden und den scheinbar keiner zu lösen vermag.

Welcher Weg aus einem Kleinkrieg ist der richtige? Das hängt vom Einzelfall ab. Erfolgsversprechend sind klare Abgrenzungen der einzelnen Arbeitsgebiete durch die Vorgesetzten und deren Aufforderung an die Mitarbeiter, professionell zusammen zu arbeiten und respektvoll miteinander umzugehen ohne dadurch gleich enge Freunde werden zu müssen.

Checkliste

 

1.) Kleinkriege finden in allen Unternehmensgrößen statt, in Kleinstbetrieben wie in großen Konzernen. Ursachen sind Ängste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die eigene Position, wenn diese nicht klar beschrieben und die Zuständigkeiten der einzelnen nicht eindeutig voneinander abgegrenzt sind. Das gilt sowohl für stark hierarchisch strukturierte wie für teamorientierte Unternehmen und Institutionen.

2.) Weitere Gründe für Kleinkriege können nicht eindeutig definierte Hierarchiewege sein. die sich je nach Interessen der Mitarbeiter mal so oder mal so interpretieren lassen. Oder Vorge-setzte gehen lasch mit den Hierarchien um und lassen es zu, dass einzelne Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Hierarchiewege umgehen und die übrigen Mitarbeiter dadurch übergangen werden.

3.) Ein länger andauernder Kleinkrieg kann dafür sorgen, dass die „Bekriegten“ körperlich und seelisch krank werden. Die Vorgesetzten sind deshalb gefragt, möglichst rasch Abhilfe zu schaffen, damit sich der Kleinkrieg nicht zu Mobbing oder zu Intrigantentum auswächst. Ge-lingt ihnen dies nicht, dann kann professionelle Beratung dabei hilfreich sein.

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