Loben – nur wie?

„Mein Chef hat nicht verstanden, dass ich mich über seine Lobhudeleien mehr geärgert als gefreut habe“, sagt Martin F. „Er fand, er habe mir doch immer wieder mitgeteilt, wie gut ich sei. Das stimmt zwar, ich hätte jedoch lieber eine substanzielle Aussage zu meiner eigentlichen Arbeitsleistung gehört.“ Das Allgemeinloben seines Chefs war für den Automechaniker nur einer von mehreren Auslösern, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, „allerdings ein wichtiger“. Denn für ihn verbarg sich hinter jahrelang mehr oder weniger gleichen Formulierungen wie ‚das haben Sie gut gemacht‘ ein mangelndes Interesse seines Chefs an seinem täglichen Tun. Statt ständig Allgemeinplätze zu hören, die alles und nichts sagen, hätte ihn ein konkretes Lob, das sich eindeutig auf eine von ihm ausgeführte Tätigkeit bezieht, mehr motiviert und so manche unerfreuliche Situation im Job leichter ertragen lassen.

Nie ein Lob von ihrem Chef, ihrer Chefin zu hören, verdrießt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mehr. Fast genauso enttäuschend sind inhaltslose Aussagen. Denn sie geben ihnen keinen Hinweis darauf, in welchem Arbeitsbereich sie sich gesteigert haben und an welchen Punkten es sich für sie lohnt, noch mehr zu investieren, um die von ihnen angestrebten Ziele zu erreichen. Lob-Platitüden übersetzen deshalb Mitarbeiter häufig in ‚Leistung lohnt sich nicht, denn es ändert sich sowieso nicht und vermutlich ist dies seitens der Unternehmensleitung auch gar nicht gewollt‘.

Nutzen eine Chefin, ein Chef ihre Chancen, zugewandt zu loben, dann geben sie ihren Mitarbeitern das wohltuende Gefühl, in ihrem Tun wahrgenommen zu werden. Außerdem signalisieren sie ihnen, dass ihre Arbeit für das Unternehmen wichtig ist und zu dessen wirtschaftlichem Erfolg beiträgt. Wertschätzung motiviert Menschen, sich weiter zu entwickeln und die sie brauchen, um längere Durststrecken zu überstehen und Routinearbeit auszuführen ohne groß zu klagen.

Übrigens, Kolleginnen und Kollegen freuen sich ebenfalls über ein ehrlich gemeintes Lob für ihre Arbeit – und die Chefin oder der Chef auch.

Checkliste

 

1.) Wenn ein Lob gleichzeitig mit einer Bitte um Hilfe oder um einen Gefallen verknüpft wird, dann kommt es eher negativ an als positiv. Z. B. ein „Lob“ wie ‚Sie können das doch so gut…‘

2.) Ein Lob sollte immer ernst gemeint sein und nicht in erster Linie dazu dienen, andere zu ‚erziehen‘. Z. B. einen Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin in einer Teamsitzung vor allen überschwenglich zu loben. Ein gut und zurückhaltend formuliertes Lob dagegen, dass sich an der Sache und nicht an der Person orientiert, tut im Normalfall allen gut.

3.) Sind sich Chefs und Kollegen unsicher, wann und wo es angebracht ist, zu loben, dann können sie sich die Fragen stellen, wann die Mitarbeiter besonders positive Ergebnisse erzielt oder welche Aufgaben sie gut angepackt und gelöst haben.

 

Tipps zum Lesen

Bach, Carsten: Mehr Wertschätzung und Anerkennung im Job, 2012, tredition Verlag, ISBN: 9783849122881

Wehrle, Martin: Das Zitat… und Ihr Gewinn, Serien in ZEIT ONLINE, 13. 4. 2014

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten