Angenommen, nur mal angenommen…

… Ihre Probleme mit dem Sie nervenden Kollegen wären gelöst, was wäre dann? Angenommen, nur mal angenommen, Sie entscheiden sich dafür, das Angebot einer höheren Position anzunehmen, obwohl Sie sich dies nicht zutrauen, was würde sich dann für Sie ändern? Und für Ihre Umgebung?

Die im Konjunktiv, d.h., die in der Möglichkeitsform gestellten hypothetischen Fragen wie in den beiden Beispiele heißen in der Beratung ‚Annahmefragen‘. Im Gespräch mit einem Berater oder im Gespräch mit uns selbst bieten sie die Möglichkeit, uns bei die vielfältigen Perspektiven und Chancen für eine konkrete Fragestellung anzusehen, ohne dass wir uns gleich ‚verhalten‘, d.h., ohne dass wir gleich reagieren müssen oder sollten. Wir können uns erst einmal in Ruhe mit der Situation, die uns schwierig erscheint, auseinandersetzen. Annahmefragen helfen uns, unsere Potentiale und unsere Stärken herauszuarbeiten und vielfältige Antworten auf die Annahmefrage zu finden. ‚Angenommen, nur mal angenommen…‘ erlaubt es uns, erst einmal unsere Verhaltensweisen zu ‚testen‘ und uns in unseren Vorstellungen intensiv mit den vorhandenen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, ehe wir uns für einen Lösungsweg entscheiden und den nächsten ‚offiziellen‘ Schritt tun.

Insbesondere bei komplizierten Herausforderungen können Annahmefragen das Mittel der Wahl sein, weil sie uns dazu einladen, unsere Probleme ‚gefahrlos‘ anzusehen. Oft genug stellen wir dabei fest, dass es auch für bedrohliche und für uns zunächst unlösbar erscheinende Konflikte zumindest eine Möglichkeit gibt, diese anzugehen. Denn Annahmefragen lassen uns den Freiraum, alternative Verhaltensweisen durchzuspielen, auf die wir dann zurückgreifen können, wenn wir dies möchten.

Bei einem Konflikt in einer Abteilung oder zwischen zwei Personen zielt ein Einsatz von Annahmefragen darauf ab, zu versuchen, dass die Konfliktpartner wieder zu einer sachlichen Diskussion zurückfinden. Im besten Falle können dabei beide Seiten erkennen, dass auch das Gegenüber Angebote macht und eine Lösung möglich ist.

Hinter ‚angenommen, nur mal angenommen…‘ steckt die Idee, uns zu erlauben, das Unmögliche zu denken, was wir uns oft genug verbieten. Etwa, weil wir Angst davor haben, uns zeigen zu müssen vor dem nervenden Kollegen oder weil wir glauben, uns fehle der Mut und das Können, eine neue Aufgabe anzugehen. Hat das Gehirn erst einmal angefangen, uns in der neuen Situationen zu ‚sehen‘, fällt es uns leichter, diese für uns in Betracht zu ziehen oder überhaupt erst einmal für uns als Option zu erkennen.

Und angenommen, nur mal angenommen, Sie lesen den Artikel, dann …

Checkliste

1.) Annahmefragen können wir uns in verschiedenen Situationen helfen. Bei privaten Konflikten z. B. oder bei Ängsten, die uns daran hindern, die von uns eigentlich erwünschten Schritte zu gehen. Oder es uns schwer fällt, uns zu entscheiden.

2.) Annahmefragen können wir uns immer wieder selbst stellen.

3.) Mit Annahmefragen erlauben wir unserem Gehirn, neue, ungewöhnliche Wege zu denken und am Ende möglicherweise auch zu gehen.

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