Wenn ‚aber‘ zu ‚ja‘ wird…

Jetzt, ja jetzt ist es so weit. Nichts steht mehr dazwischen. Die Entscheidung, den seit Jahren unbefriedigenden Job endlich zu kündigen, ist gefallen, der nächste Schritt nur noch Sekunden entfernt. ‚Ja‘ und dann, dann fragt die innere Stimme mit fünf kleinen Worten: ‚Willst Du das wirklich tun? Und auf das energische ‚ja‘ folgt ein zurückgenommenes ‚aber‘. Und statt nach vorne geht es wieder zurück auf Anfang. Der Stillstand ist perfekt.

‚Ja – aber‘ ist ein häufig in der Beratung auftretender ‚Vorgang‘. Das ‚ja‘ speist zum einen der dringende Wunsch, endlich etwas verändern zu wollen und aus dem unbefriedigenden, manchmal schmerzhaften oder gar verletzenden Ist-Zustand im derzeitigen Beruf herauszukommen. Das ‚aber‘ bekommt seine Dynamik aus der Angst vor Veränderungen. Der gewohnte Job mag langweilig sein, müde machen, erschöpfen und frustrieren. Doch der Alltagstrott ist bekannt. Die neuen berufliche Herausforderungen klingen spannend und aufregend. Allerdings birgt das Neue das Risiko in sich, nicht konkret zu wissen, wie alles läuft, wie die Dinge täglich „ab gehen“ im neuen Job. Wer sind die neuen Kolleginnen und Kollegen? Und die neuen Vorgesetzten? Wie gehen sie damit um, dass jemand Neues kommt und wie reagieren sie bei Fehlern oder wenn eine Arbeit erfolgreich war?

Hinter ‚ja – aber‘ steckt häufig ein Wunsch, dem der Mut fehlt, den entscheidenden, zielführenden Schritt zu gehen. Fragen wie ‚wo möchtest Du in zwei, drei oder fünf Jahren sein, wenn Du an Deinen Beruf denkst‘, können dabei manchmal das ‚ja’ ein klein wenig wachsen und den Mut etwas größer werden lassen. Fragen wie diese helfen dabei, die unbekannten Situationen schon einmal ‚durchzuspielen‘, ehe sie Realität werden sollen. Oft verliert dadurch das Ungewohnte seinen tiefen Schrecken. Und im Kopf-Kino läuft nicht mehr ein Horrorfilm ab, sondern ein Dokumentarfilm, der zwar manche Unbekannte enthält und auf viele Fragen keine eindeutige Antwort geben kann. Doch immer mal wieder lautet seine Botschaft in den letzten Szenen klar und deutlich: ‚Wag es, schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden‘.

 

Checkliste

1.) ‚Ja – aber’: Ein Schritt vor, ein Schritt zurück bedeutet am Ende Stillstand. Allerdings haben wir mit dem Schritt nach vorne schon einen kurzen Augenblick gewagt, das neue Terrain – der neue Job, die neue Beziehung, die neue Stadt… – zu erkunden. Wir schenken uns damit die Chance, am Ende beim ‚ja‘ zu bleiben.

2.) Mit ‚ja – aber‘ versuchen wir oft selbst, herauszufinden, was wir wirklich wollen. Mit einem Selbstcoaching oder in einer Beratung können wir uns mit Fragen helfen, unsere Ziele besser kennen zu lernen. Vielleicht auch zu spüren, wofür wir uns begeistern und einsetzen können. Und manchmal wird uns dabei ganz deutlich, dass wir sowieso nicht wissen, was morgen, übermorgen oder eben in 5 Jahren sein wird. Weshalb dann nicht der Versuch, den entscheidenden Schritt zu wagen.

3.) Die Fragen können sein: ‚Wie stellst Du Dir Dein Leben in fünf Jahren vor, beruflich und privat?‘ ‚Was soll bis dahin konkret passiert sein und welche Fähigkeiten willst Du bis dahin weiterentwickeln?‘ ‚Was möchtest Du Dir dann morgens im Spiegel erzählen?‘

4.) Hinter ‚Ja – aber‘, steckt auch die Angst zu scheitern. Und ein Scheitern bedeutet immer noch, ‚ich habe versagt, ich habe es nicht geschafft‘, statt ‚ich habe es gewagt und dabei viele Erfahrungen gesammelt, die mir beim nächsten Mal helfen werden.‘

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten