Bewerbungsknigge

Bewerbungsverfahren ähneln manchmal einem Marathon. Da ist erst einmal das Herausfiltern der passenden Stellenanzeige aus den zahlreichen On- und Offlinemedien. Die Bewerbungsmappe ist zu erstellen und zumindest in Deutschland gehört ein schönes Bewerbungsfoto mit dazu. Dazu sollte die Bewerbungsmappe ästhetisch wohltuend und gestalterisch individuell sein.

Kommt es tatsächlich zu einer Einladung des Wunschunternehmens, beginnt die nächste Teilstrecke der ‚Laufdisziplin‘. Inzwischen folgen bei vielen größeren Unternehmen zunächst Telefoninterviews – selbst bei Stellen ‚in der Nachbarschaft‘ – und nicht sofort das persönliche Bewerbungsgespräch. Mag sein, dass schwäbische Sparsamkeit ein wichtiges Argument ist, weshalb Personalabteilungen zunächst telefonisch ihre potentiellen künftigen Mitarbeiter befragen. Häufig konzentrieren sich die Fragen in telefonischen Bewerbungsgesprächen besonders auf offene Fragen aus dem Lebenslauf. Oft genug dienen Telefoninterviews auch dazu, herauszufinden, wie kommunikationsfähig der eventuelle Stelleninhaber tatsächlich ist. Denn die Stimme und die Wahl der Worte sind die einzigen Transporteure der Botschaften. Deshalb gilt es für ein Telefoninterview ein paar Besonderheiten zu beachten. Vor und während des Telefonats zu lächeln, lässt jede Stimme freundlich und zugewandt klingen. Ein Testtelefonat mit Freunden als Vorbereitung ‚hört‘ dies sofort. Probieren Sie es aus. Beim Telefonieren zu stehen, leise im Raum herum zu gehen oder zumindest gerade zu sitzen, sorgt zudem dafür, dass die Stimme nicht gequetscht klingt. Außerdem sollten alle Bewerbungsunterlagen für das Telefonat bereit liegen und das Radio ausgeschaltet sein.

Das Vorstellungsgespräch hat ebenfalls einige Charakteristika. Zunächst beginnt es lange vor dem eigentlichen Termin: Bestätigen Sie einen Ihnen mitgeteilten Termin zügig, das ist ein Ausdruck von Wertschätzung. Bei auswärtigen Terminen ist genügend Zeit für die Fahrt einzuplanen und falls möglich, die Strecke im Vorfeld schon einmal zur entsprechenden Uhrzeit mit Bahn oder Auto abzufahren, um die Aufregung am Bewerbungstag zu minimieren und etwa 30 Minuten vor dem angesetzten Termin vor Ort zu sein. Unbedingt empfehlenswert ist eine für die Stelle angemessene Kleidung. Hierbei klingt der Tipp von Modeexperten verblüffend, nämlich keine ganz neue Kleidung beim Bewerbungsgespräch zu tragen. Wollen Sie ein extra dafür gekauftes Outfit anziehen, dann sollten Sie es vorab schon zwei oder dreimal angehabt haben, damit Sie spüren, wie Sie sich darin bewegen und ob Sie sich sicher darin fühlen.

Der Tag ist da und das Bewerbungsgespräch beginnt und zwar in dem Moment, in dem der Eingang des Gebäudes sich in Ihrer Sichtweite befindet. Ab diesem Augenblick werden Sie ‚gesehen‘. Natürlich gehört eine höfliche und freundliche Begrüßung (und am Ende die Verabschiedung) aller Menschen auf dem Weg zum Gespräch ebenso dazu, wie ein ausgeschaltetes Handy. Jetzt kommt Ihr Auftritt: entspannt-konzentriertes Gehen und Sitzen, ein fester und zugewandter Händedruck (falls er Ihnen angeboten wird), freundlicher Blickkontakt und alle Bewerbungsunterlagen fein sortiert und rasch herausnehmbar in der mitgeführten Tasche lassen Sie überzeugend und souverän erscheinen, auch wenn Ihnen das Herz bis zum Hals klopft. Kenntnisse über das Unternehmen und zielführende Antworten ohne lange Monologe und Umwege oder Rechtfertigungen werben zusätzlich für Sie. Machen Sie keinesfalls negative Bemerkungen über Ihr aktuelles Unternehmen. Und überlegen Sie sich vorab, weshalb Sie in dem neuen Unternehmen arbeiten möchten. Denn das könnte eine Frage an Sie sein. Außerdem sollten Sie selbst Fragen stellen. Möglichst nicht „wann kann ich in Urlaub gehen“, sondern vielleicht eher „wie sieht meine Einarbeitung aus…. “ Oder „wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für mich aus bei weiterer Qualifikation?“ Falls Sie jemand sind, der mit viel sensiblem Humor ausgestattet ist, leben Sie ihn hin und wieder aus. Ansonsten keine Versuche, krampfhaft fröhlich oder locker zu sein, dafür so zugewandt, wie es die Situation erlaubt.

Der Marathon ist geschafft – manchmal allerdings erst fast. Denn auf das erste persönliche Bewerbungsgespräch können weitere folgen. Unter anderem, weil jeder künftige Vorgesetzte und oft auch die Kollegen vorab wissen möchten, wer Sie sind.

Und dann sollte es heißen: Herzlich Willkommen in unserem Unternehmen.

 

Checkliste

1.) Bewerbungstipps sind hilfreich. Dennoch ist jedes Bewerbungsgespräch eine Premiere und verläuft anders und manchmal auch gänzlich unerwartet.

2.) Von Vorteil in einem Bewerbungsgespräch ist es, so authentisch wie möglich zu sein und zu bleiben und sich so viel wie nötig auf die konkrete Situation einzustellen. Je nach Stelle lässt sich auch einmal die Rolle als künftiger Mitarbeiter stärker ausspielen oder es empfiehlt sich, eher zurückhaltend zu sein. Eine gute Vorbereitung hierfür kann ein Bewerbungs-Training mit Freunden und der Familie, in einer Institution oder mit einem Berater sein.

3.) Erfolgversprechend für eine Bewerbung ist auch, sich mit Sorgfalt und Schritt für Schritt auf den gesamten Prozess vorzubereiten.

Tipps zum Lesen

Sowohl auf dem Buchmarkt als auch online sind zahlreiche Berater für die richtige Bewerbung zu finden. Empfehlenswert sind u. a.: Bundesagentur für Arbeit: www.arbeitsagentur.de mit vielen hilfreichen Seiten zu Bewerbung und Beruf und

http://www.planet-beruf.de/Bewerbungstraining.9.0.html, für junge Bewerber.

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