Lächelnd zum Erfolg

„Ich hab’s“: Freudestrahlend umarmt mich Theo K. zu Beginn unserer gemeinsamen Beratungsstunde. Ungewohnt von einem Mann, der sich als Rechtsberater eher zurückhaltend verhielt. „Na, Sie haben doch immer an mich geglaubt. Jetzt bin ich zum ersten Mal halbwegs zufrieden mit mir. Sie müssen stolz auf mich sein“, fügt er im Überschwang hinzu. Seine Freude gilt nicht beruflichen Herausforderungen, die er zunehmend zielgerichtet meisterte, sondern seiner, wie er selbst sagt, ‚geliebt-gehassten‘ Leidenschaft für den Golfsport. Seit Jahren versucht der 52 jährige wenigstens halbwegs zufriedenstellend zu spielen, doch das Geheimnis des schwierigen Sports erschloss sich ihm weder nach vielen Trainingsstunden noch nach intensivem Üben. „Mir gelang es einfach nicht, meinen Ehrgeiz auch nur ein wenig zurück zu nehmen“. Erst sein ‚Ich-hab’s-Rezept“, wie er es nannte, half ihm: „Mir hat eine gute Golfspielerin im Urlaub erklärt, vor jedem Schlag lächele sie innerlich und erst dann konzentriere sie sich auf den Schwung.“

Vermutlich hat Theo K. mit seinem Lächeln und der Ironie sich selbst gegenüber, dass der Golfsport ihn so frustrieren kann, es geschafft, die ‚eigenen Tyrannen … erträglicher’ werden zu lassen, wie der Arzt-Comedian Eckart-von-Hirschhausen in einem Spiegelinterview 2009 sagte. Mit dem leisen Lächeln vor dem Golfschwung „scheine ich besonders meinen Tyrannen übergroßen Ehrgeiz in den Hintergrund zu drängen und mich weniger zu verkrampfen und dabei alle Muskeln fest zu halten. Öfter als früher schwinge ich meinen Golfschläger jetzt auch mal ganz leicht und genieße es, wenn mir ein Schlag gelingt, und ich habe Spaß dabei“. Überraschend war für ihn, dass seine bewusste Entscheidung vor jedem Schlag zu lächeln – auch wenn ihm gar nicht danach zumute war – fast immer seinen Erfolg oder seinen Misserfolg beeinflussten.

Forschungsergebnisse von Prof. Margaret E. Kremeny, Universität San Francisco, auf dem Gebiet der Psychoneuroimmunologie von 2007 zeigen, dass das Gehirn durch positive Gedanken Wirkstoffe herstellen kann, die wie eine Aufputschmittel wirken. Im Beruf scheinen ein (inneres) Lächeln, positive Gedanken und eine gute Laune Erfolg und Weiterkommen ebenfalls zu fördern. Mit einem Lächeln lässt sich der berufliche Alltag zufriedener erleben und jedes ehrlich gemeinte, freundliche Auftreten gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kollegen bringt vermehrt Respekt. Karrierechancen lassen sich erhöhen und Unternehmen bekommen von ihren Mitarbeitern kreativere und zielführendere Verbesserungsvorschläge, wenn die Stimmung im Team positiv. Dies haben in den letzten Jahren gleich mehrere wissenschaftliche Studien herausgefunden. Sie bewiesen außerdem, dass es tatsächlich möglich ist, für unsere Stimmung selbst zu sorgen, wenn wir bestimmen, ob wir besser gelaunt sein wollen und uns damit selbst mehr Wohlgefühl im Beruf verschaffen oder ob wir lieber unseren Missmut ausleben. Das Sprichwort vom halbvollen oder halbleeren Glas erzählt uns dies prägnant. Oder – wie es in einem afrikanischen Sprichwort heißt: ‚Wende Dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter Dich‘.

„Schönes Spiel“ wünscht

 

Checkliste

1.) Ein bewusst eingesetztes Lächeln, das jedoch nicht aufgesetzt ist, kann helfen, innere Verspannungen für einen Moment los zu lassen und sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren. Theo K. hat sich diese Anregung zu nutze gemacht, um seinem Traum von einem besseren Golfspiel ein Stückchen näher zu kommen.

2.) Lächeln lässt uns leichter lernen. Experimente haben gezeigt, dass Menschen, die 30 Minuten nach einer Lerneinheit lachen, das Gelernte besser merken und leichter abrufen lassen.

3.) Lächeln oder Lachen lässt sich hervorrufen durch die kognitive Entscheidung, jetzt zu lächeln, durch Übungen aus dem Lachyoga, durch humorvolle Texte oder lustige Filme und Comics. Die Lachmuskeln im Gesicht senden unserem Gehirn die Botschaft aus, sie seien aktiv und zauberten jetzt ein Lächeln ins Gesicht des Menschen. Unser Gehirn reagiert darauf und schüttet über einen stufenweise ablaufenden molekularen Prozess ‚Glückshormone‘ aus, die dem Körper ein gutes Gefühl geben und zumindest kurzfristig entspannen. Rechtzeitig für einen guten Golfschwung, ein Auftreten vor dem eigenemTeam, den Vorgesetzten oder in einer Prüfung.

4.) Smileys haben einen ähnlichen Effekt. Vielleicht sind sie deshalb so beliebt.

5.) Lächeln ja. Dennoch sollten ärgerliche Situationen nicht weggelächelt werden, sondern die ärgerlichen Gefühle deutlich gemacht werden, ohne den anderen zu verletzen oder zu beleidigen. Danach kann dann wieder ein Lächeln kommen. Klarheit und Transparenz der Gedanken und Gefühle sind Teil des Lächelns.

6.) Ein aufgesetztes Lächeln ohne dahinter zu stehen, wirkt meistens aggressiv.

Tipps zum Lesen

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/arzt-comedian-hirschhausen-spass-treibt-das-gehirn-an-a-608439.html

ManagerMagazin, Heft 132, 2009: Marijan Kosel, Wege aus dem Stimmungstief

Szelinga, Roman F.: Erst der Spaß, dann das Vergnügen: Mit einem Lachen zum Erfolg, Kösel Verlag, 2011, ISBN: 9783466309313

von Hirschhausen, Eckart: Glück kommt selten allein, Rowohlt Verlag, 2009, ISBN: 9783498029975

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