Weihnachtsmann und Christkind

Wer ist fitter, wer der bessere Manager und wer verkauft sich erfolgreicher? Das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Prüfen wir die Fitness: Während der Weihnachtsmann sich durch die Lüfte fliegen lässt und sein HoHoHo unverkennbar am Himmel ertönt, saust das Christkind mit Hilfe seiner eigenen Flügel so rasch durch das Firmament, dass es dabei nie gesehen wird. Jedoch: nur der Weihnachtsmann schafft es, trotz seiner Leibesfülle, in einer Nacht behende und flink ungezählte Kamine hinunter und hinauf zu klettern, schmälere und breitere, und das noch mit einem schwergewichtigen Rucksack auf dem Rücken. Ausgang des Fitness-Vergleichs: Jeder ist auf einem anderen Gebiet fit, das Ergebnis ist das gleiche: Kinder und Erwachsene bekommen pünktlich ihre Geschenke.

Wie sieht es mit dem Management der beiden aus? Da beide ein Geheimnis daraus machen, das Christkind noch mehr als der Weihnachtsmann, von dem immerhin der Produktionsstandort am Nordpol bekannt ist, lassen sich dazu nicht allzu viele Informationen weiter geben. Sicher ist, dass die Bestellorte für die Wunschzettel bekannt sind: Briefe für den Weihnachtsmann sind nach Himmelpfort in Brandenburg zu schicken und das Christkind hat seine Adresse in Engelskirchen bei Köln. Email-Adressen, Facebook, Handnummern? Unbekannt. Nur postalisch versandte Bitten finden ihre Ansprechpartner. Beide zeichnen sich demnach durch klar konzipierte und schlanke Vertriebsstrukturen aus. Und durch Flexibilität und Schnelligkeit: Denn selbst kurzfristig abgeschickte Wunschzettel finden so rasch ihren Weg in die jeweiligen Produktionsstätten, dass sich auch last minute ausgesprochene Wünsche am 24. Dezember erfüllen. Sollten die Geschenke allerdings die falschen sein, dann liegt es nicht am Vertrieb, sondern daran, dass die Wunschzettel ungenau ausgefüllt wurden. Nachweislich ist die Fehlerquote von Christkind und Weihnachtsmann gleich Null. Ausgang des Vergleichs: Die vom Weihnachtsmann und vom Christkind seit langem erprobten Management-Methoden sind noch genauso aktuell wie früher und bedürfen derzeit keiner Beratung oder Umstrukturierung.

Zur letzten Frage: Wer verkauft sich besser? Das Christkind oder der Weihnachtsmann? Hier scheint auf den ersten Blick eindeutig der Weihnachtsmann zu gewinnen. Er hat überall seine Vertreter stehen, z. B. im Supermarkt aus Schokolade, als Weihnachtskugel, auf Postkarten, in Werbefilmen oder in vielen Kaufhäusern und Fußgängerzonen als Mensch mit rotem Mantel und weißem Bart. Das Christkind vermarktet sich auf Postkarten, in Werbefilmen, manchmal als Christbaumfigur und anscheinend gerne bei Krippenspielen in Kindergärten und Schulen, ansonsten ist es kaum zu finden. Vor allem macht kein weltweit bekannter Werbepartner mit großem roten Truck auf das zarte Geschöpf Christkind aufmerksam wie auf den behäbigen Weihnachtsmann.

Hier gewinnt der Weihnachtsmann. Zumindest in vielen Regionen der Welt. Dort, wo das Christkind noch die Oberhand hat, vor allem in manchen Teilen Süddeutschlands und Österreichs hat es allerdings vehemente Fürsprecher, die nicht daran glauben, dass der alte Mann mit Rauschebart alle Kinderwünsche erfüllen kann. Schließlich müsste er ca. 300 Millionen Kinder an Heilig Abend bzw. am ersten Weihnachtsfeiertag beschenken. Leider müssen alle Christkind-Fans akzeptieren, dass der Weihnachtsmann sich dabei auf seine Rentier-Mitarbeiter am Schlitten verlassen kann und besonders auf Rudolphs roter Nase als Scheinwerfer im Schneegestöber.

Wer ist demnach der erfolgreichere, das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Frühestens heute Abend werden wir es wissen.

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Wenn Manager sich fragen, was sie vom Weihnachtsmann oder Christkind lernen können, dann steht vor allem der Weihnachtsmann im Fokus ihrer Betrachtungen. Der Weihnachtsmann arbeitet nach klaren Spielregeln:

a.) Er konzentriert sich auf sein Kerngeschäft. Außer Weihnachten übernimmt er keine weiteren Aufgaben.

b.) Seine Termintreue ist legendär. Er liefert nur am 24. bzw. am 25. Dezember aus und nur über einen Vertriebsweg, den Kamin. Momentan beschäftigt ihn allerdings die Frage, welche Wege er nutzen wird, wenn die Energiewende Kamine abschafft. Die dünnen Leitungen von Solarzellen oder Wärmepumpen sind nicht so sein ‚Ding‘.

c.) Sein Markenauftritt hat sich nicht verändert. Er trägt nach wie vor rot, weiß und schwarz: Bart, Mantel, Mütze, Gürtel und Stiefel.

d.) Er braucht kein Geld für Werbung. Auch wenn der ‚Consumer Markt‘ noch so gesättigt ist, finden seine Produkte am 24. bzw. am 25. Dezember reißenden Absatz. Dafür sorgen insbesondere seine Kinder-Kunden, die spätestens vier Wochen vor dem Liefertermin ihre Wünsche klar und deutlich übermitteln, entweder direkt per Weihnachtspost oder über Eltern, Großeltern etc..

e.) Er kann seine Produktion langfristig planen ohne von kurzfristigen Trends abhängig zu sein. Schließlich ist nur einmal im Jahr Weihnachten.

Tipps zum Lesen

Hamburger Abendblatt online, 2. 12. 2011: „Ich wünsche mir…“ – Post für Weihnachtsmann und Christkind

Manager Magazin Online, 23. 12. 2014: Was der Weihnachtsmann Wirtschaftskapitänen lehren kann

Sport und Fitness online, 20. 12. 2013: Christkind versus Weihnachtsmann: Wer ist fitter?

Spiegel online, 24. 12. 2014: Fünf Weihnachtsmythen

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