Kritik – aber richtig

Kopfschüttelnd verließ Sonja das Zimmer ihres Chefs. Was er ihr wohl im diesjährigen Jahresgespräch hatte sagen wollte? Ist sie nun in seinen Augen eine gute Mitarbeiterin oder hat er ihre Arbeit doch eher kritisiert? Sicher war sie sich nur darin, dass die Stunde in seinem Büro für sie am Ende eher Zeitverschwendung als hilfreich für ihre berufliche Weiterentwicklung war.

Viele Unternehmen, Institutionen und Behörden bitten ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mindestes einmal im Jahr zum Mitarbeitergespräch und über deren mögliche Aussichten im Betrieb und verschenken dabei oft kostbare Zeit, weil die Gespräche seitens der Unternehmensleitung nicht vorbereitet und entsprechend unzureichend geführt werden. Dabei bieten Mitarbeitergespräche allen Beteiligten große Chancen: Führungskräfte können mit Kolleginnen und Kollegen neue Ziele für die nächsten Monate festlegen, Perspektiven entwickeln und bei Bedarf Kritik äußern, die beiden Seiten wiederum hilft, vorhandene Mängel zu verringern oder abzustellen.

 

Ein paar allgemeine Tipps können helfen, ein Mitarbeitergespräch gut zu führen und voraussichtlich erfolgreich abzuschließen:

Wenn Sie sich als Führungskräfte kennen und wissen, welcher Kritik-Typ Sie sind, meistern Sie ein Kritikgespräch besonders gut. Fällt es Ihnen beispielsweise grundsätzlich schwer, Kritik bei anderen anzubringen, dann ermutigen Sie sich dennoch dazu. Denn ein konstruktives und rechtzeitig geführtes Gespräch unter vier Augen mit Ihrem Kollegen, Ihrer Kollegin kann viele Probleme aus der Welt schaffen und verhindern, das sich die Atmosphäre in Ihrem Betrieb allmählich vergiftet.

Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor, falls erforderlich, auch schriftlich und vereinbaren Sie rechtzeitig den Termin.

Sprechen Sie Ihrem Mitarbeiter, Ihrer Mitarbeiterin Ihre Anerkennung für die Leistungen im Unternehmen aus, ohne in Lobhudeleien zu verfallen.

äußern Sie Ihre Kritik kurz und sachlich und aus Ihrer subjektiven Sicht heraus. Und so konkret wie möglich. Pauschale Aussagen wie, Sie kommen zu oft zu spät zur Arbeit, helfen wenig. Nennen Sie in solchen Fällen die genauen Tage. Ihr Gegenüber spürt dann, wie ernst es Ihnen ist.

Bitten Sie Ihre Kollegin, Ihren Kollegen um seine, um ihre Sichtweise der angesprochenen Situation.

Bitten Sie um Vorschläge, damit sich die Situation verbessert. Und fragen Sie dabei beispielsweise: ‚Stellen Sie sich vor, sie wären schon einen nächsten Schritt weiter? Was werden Sie dann anderes tun oder vermehrt tun? Und was noch?’

Vereinbaren Sie gemeinsam klar und deutlich, was in der Zukunft anders sein wird. Fragen Sie hierbei beispielsweise: ‚Wie können wir diese Besprechung jetzt nützlich abrunden für Sie?’ Halten Sie die Ergebnisse schriftlich fest.

Beenden Sie das Gespräch beispielsweise mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft und bedanken Sie für das Gespräch.

In einem akuten Konflikt nicht den ärger anstauen, sondern stattdessen die Dinge möglichst rasch beim Namen nennen und um ein Gespräch bitten. Können Sie Ihren Arger nicht gleich los lassen, dann eine Nacht darüber schlafen und am nächsten Tag mit kühlem Kopf das vorab angekündigte Gespräch beginnen.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

Benien, Karl: Schwierige Gespräche führen

Rowohlt Verlag, 2003, ISBN 978-3-499-61477-4

Mentzel, Wolfgang: Mitarbeitergespräche

Haufe Verlag, 2006, ISBN 978-3-448-07333-1

Scherer, Hermann: 30 Minuten für eine gezielte Fragetechnik

Gabal Verlag, 2007, ISBN 978-3-897 49-340-7

Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander reden Bände 1-3

Rowohlt Verlag, 2005, Bd. 1 ISBN 978-3-499-17489-6,

Bd. 2 ISBN 978-3-499-18496-3, Bd. 3 ISBN 978-3-499-60545-1

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