Listen to me …

… hear what I say…“ singt 1958 der amerikanische Rock-‘n’-Roll Sänger und Komponist Buddy Holly (1936-1959). Höre mir zu und höre, was ich sage, lassen sich diese Zeilen seines Liedes in etwa übersetzen. Ein Song, in dem er seine Geliebte liebevoll darum bittet, ihm genau zuzuhören und wahrzunehmen, wie groß seine Liebe zu ihr ist. Buddy Holly möchte richtig gehört, richtig verstanden werden. Er weiß, dass es selbst in der größten Nähe zwischen zwei Menschen Missverständnisse geben kann, weil der eine etwas anderes vernimmt als sein Gegenüber gesagt hat.

Wie oft habe ich geglaubt, begriffen zu haben, was der andere gemeint hat. Und wie oft musste ich dann nach einer längeren Diskussion über einen Sachverhalt feststellen, ich habe zwar gehört, jedoch nicht zugehört. Richtig zuzuhören, dem anderen unser Ohr schenken, bei einem Gespräch aufmerksam dabei zu sein und entsprechend zu reagieren, ist mehr als Worte zu hören. Aktiv zuhören heißt zunächst, uns auf das Gesagte des anderen zu konzentrieren und uns darum zu bemühen, ihn mit seinem Anliegen zu akzeptieren, statt sofort ein eigenes Beispiel zu erzählen oder Lösungen und Ratschläge bereit zu halten, und dann unsere genialen Geistesblitze in den Mittelpunkt des Gespräches zu stellen. Aktiv zuhören gelingt dann, wenn wir versuchen, uns in die Situation unseres Gegenübers hinein zu versetzen – auch wenn wir seine Meinung für falsch erachten.

Wir hören nie neutral. Wir sind an jedem Gespräch mit unserem Wissen, unseren Gefühlen und unseren Glaubenssätzen über uns selbst und andere beteiligt und ordnen und werten das Gehörte entsprechend unserer Werte und unseres Wissens ein. Die gleiche Botschaft kann deshalb bei verschiedenen Zuhörern zu unterschiedlichen Reaktionen – und unterschiedlichen Missverständnissen – führen. Beim Zuhören sind wir außerdem abhängig von der Qualität der Aussage des anderen. Eine von ihm klar vorgetragene Botschaft lässt uns weniger Spielraum, seine Worte zu interpretieren als unpräzise ausgedrückte Angaben. Bevor wir anfangen das Gesagte zu deuten, ist es in solchen Fällen hilfreich, Fragen zu stellen wie: „habe ich den Sachverhalt richtig verstanden, wenn ich es so und so sehe…?“. Meist wird dann sehr schnell deutlich, dass der andere etwas anderes gemeint als er ursprünglich gesagt hat.

In „Listen to me…“ steckt unsere Sehnsucht, von unserem Gegenüber ernst und wahrgenommen zu werden. Gehört zu werden. Im Privatleben wie im Beruf.

 

Checkliste

1.) Beim Hören vernehmen wir Worte oder Geräusche, bei Zuhören sind wir aktiv daran beteiligt. Denn wenn wir zuhören, dann haben wir uns dafür entschieden, dies zu tun und unserem Gegenüber „unser Ohr zu schenken“.

 

2.) Zur Kunst des richtigen Zuhörens gehört, zu versuchen, uns von unseren Vorurteilen zu lösen und unser ständiges inneres Bewerten von Situationen zu unterbrechen.

 

3.) Aktives Zuhören besteht aus Zuhören und Nachfragen, wenn wir etwas nicht verstanden haben.

 

4.) Damit ein Gespräch zufriedenstellend gelingt, müssen die Partner ihr Anliegen klar formulieren. Die Aussage „ich würde gerne mal wieder ins Kino“ führt nicht zwingend dazu, dass der gewünschte Kinoabend stattfindet. Der Wunsch, „ich möchte heute mir Dir ins Kino gehen“ hat größere Chancen erfüllt zu werden.

 

Tipps zum Lesen

Evans, Gail, Aktiv zuhören für Dummies

2009, Wiley-VCH Verlag, ISBN: 9783527705283

Torralba, Francesc, Die Kunst des Zuhörens

2006, C.H.Beck Verlag, ISBN: 9783406563454

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