Tatoos
David Beckham hat sie im Fußball salonfähig gemacht, Nationalspieler Jerome Boateng trägt sie, Christiano Ronaldo nicht. Bei der WM 2014 in Brasilien scheint ein kaum ein international spielender Fußballer auf dem Platz zu stehen ohne ein oder noch lieber viele Tattoos am Körper zu zeigen und sich damit zu präsentieren. Eine Ausnahme ist der Weltfußballer des Jahres 2013, Christiano Ronaldo. Der Portugiese verzichtet auf Tattoos, weil er mindestens zwei Mal im Jahr Blut spendet für kranke Kinder, und weil nach den Vorschriften vieler Länder ein neues Tattoo für ihn jedes Mal bedeuten würde, mindestens 6 Monate kein Blutspender zu sein. Aus Angst davor, dass das Blut des frisch tätowierten Spenders beispielsweise mit Hepatitis infiziert sein könnte.
Galt das Tragen von Tattoos einst als anrüchig und in bürgerlichen Kreise als undenkbar, schmücken sich heute Jüngere und Ältere quer durch alle gesellschaftlichen Schichten mit Tätowierungen, darunter z. B. Bettina Wulff, die einstige Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff.
Spätestens bei einer Bewerbung auf eine Stelle oder bei einem Jobwechsel kommt dann die Frage, wie wird wohl mein künftiger Arbeitgeber damit umgehen, dass ich mich habe tätowieren lassen? Soll ich meine tätowierten Unterarme und Beine beim Vorstellungsgespräch lieber unter langen Ärmeln und blickdichten Strümpfen verbergen oder meinen Körperschmuck offen vorführen. Eine allgemein gültige Antwort gibt es hierauf nicht. Es empfiehlt sich jedoch, ehrlich damit umzugehen. Besonders dann, wenn ich plane, im beruflichen Alltag meine Tätowierung zu zeigen und sie zu „leben“. Habe ich im Bewerbungsgespräch den Körperschmuck versteckt und tauche dann ohne Vorwarnung mit einer Tätowierung am Arbeitsplatz auf, kann der Arbeitgeber dies als unehrliches Verhalten meinerseits interpretieren und künftig misstrauisch mir gegenüber sein.
In vielen Berufssparten sind heute Tattoos akzeptiert. Das heißt allerdings nicht, dass sie keine Rolle mehr spielen bei Bewerbungen und bei Karriereschritten. Gibt es zwei ähnlich qualifizierte Bewerber oder Bewerberinnen auf eine Stelle, dann scheinen sich viele Arbeitgeber für den weniger geschmückten Kandidaten zu entscheiden. Vor allem bei Stellen mit ständigem Kundenkontakt. Offiziell wird darüber jedoch nicht gesprochen, sondern höhere Kompetenz als Argument für die Wahl genannt.
Auffälllig ist, dass es wenige gerichtliche Auseinandersetzungen um Tattoos im Berufsalltag gibt. Unter anderem wohl deshalb, weil sich Tätowierungen im Beruf häufig leicht verdecken lassen und ihre Träger sie nur im Privatleben in ihrer ganzen Vielfalt zeigen – und auf den zahllosen Fernsehbildern von den Fußballern der WM 2014.
Checkliste
1.) Oft ist in Arbeitsverträgen geregelt, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein auffälliges Tattoo tragen können oder nicht. In vielen Firmen wird heute ein schlichtes Tattoo mit einem gepflegten Auftritt akzeptiert. Selbst in als konservativ geltenden Branchen wie Banken und Versicherungen. Grundsätzlich können Firmen gewisse Ansprüche an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen, wenn es um Kleidung und Aussehen geht.
2.) Schwierig wird es, wenn Tätowierungen gegen die Würde oder das Schamgefühl eines anderen Menschen verstoßen oder gegen bestehende Gesetze. Arbeitgeber, und nicht nur des öffentlichen Dienstes, verzichten üblicherweise auf Bewerber mit entsprechenden Aussagen auf der Haut.
3.) Der erste Eindruck entscheidet und hat oft einen entscheidenden Einfluss darauf, wie wir jemand einschätzen, zumindest solange, bis wir uns vom Gegenteil überzeugen können. Je nach Beruf, Alter und persönlicher Einstellung kann eine Tätowierung deshalb eher förderlich oder eher hinderlich im Berufsalltag sein. Und je nach Art der Tätowierung. .