Überzeugen

Für mich ist es unvergessen: Der von mir beauftragte Grafiker für einen Ausstellungskatalog versuchte mich davon zu überzeugen, dass seine Ideen für die Gestaltung des Buches richtig sind. Mir leuchteten seine Argumente zwar ein, dennoch wollte ich ihnen nicht zustimmen, denn ich hatte mir den Katalog anders vorgestellt. Da sprang er auf den großen Präsentier-Tisch in seinem Büro, hockte sich vor mich hin, zeigte auf seine auf dem Tisch liegenden Entwürfe und sagte mit energischer Stimme: „Und so machen wir es.“ Diesem ausgeprägten Engagement konnte ich nichts mehr entgegensetzen und stimmte seinem Vorschlag zu. Am Ende gewannen sein Büro und er für den Katalog einen begehrten Grafikpreis und auch nach über 20 Jahren wirkt das Buch modern.

 

Vermutlich werden wir nur selten auf den Tisch springen, um unser Gegenüber zu verdeutlichen, dass unsere Ideen für ein von uns zu bearbeitendes Projekt stimmig und richtig sind. Viel eher versuchen wir auf ‚konventionelle’ Art, d. h. mit Worten und Gesten, unsere Überlegungen vorzutragen. Leider gelingt uns dies nicht immer. Aus verschiedenen Gründen: Wir wissen so sicher, dass das von uns vorgeschlagene und inhaltlich stichhaltige Projekt das richtige ist. Vor lauter Aufregung, die anderen ebenfalls dafür zu gewinnen, fangen wir an, atemlos und hektisch zu reden und eine Information nach der anderen aneinander zu reihen, weil wir hoffen, dass viel viel hilft. Gehören wir zu den eher introvertierten Menschen und fällt es uns schwer, uns in einer größeren Gruppe zu präsentieren, dann bleiben wir in solchen Momenten (leider) stumm, zeigen eine eher abweisende Körperhaltung und wirken desinteressiert. Dabei könnte gerade unsere Idee diejenige sein, die das Projekt voranbringt.

Wie überzeugen wir also? Z. B. in dem wir bei einem uns vorab bekannten Gedankenaustausch oder einer Teamsitzung überlegen, welche Botschaft wir vortragen möchten und die für uns essentiellen Worte schriftlich festhalten. Sprechen wir sie uns immer wieder vor und möglichst laut, überzeugen wir uns zunächst selbst und schaffen es dann vielleicht auch in dem Gespräch, unser Gegenüber für unseren Weg zu interessieren. Trainieren wir dazu noch unsere Körpersprache und nutzen für den Meinungsaustausch eine uns wohltuende und uns vertraute Geste, dann unterstreichen wir damit unsere Argumente und verhelfen ihnen zum Erfolg.

Checkliste

 

1.)Bundeskanzlerin Angela Merkel, heißt es, gehöre zu den eher introvertierten Menschen. Möglicherweise hilft ihr beim Überzeugen ihrer Gesprächspartner ihr ‚Merkelizer‘: Auf sehr vielen Fotos ist sie mit der nach ihr benannten Handhaltung zu sehen. Sie führt die Finger der beiden Hände so zueinander, dass sich die Fingerkuppen gegenseitig berühren und ihre Hände ein Dreieck bilden. Eine einerseits beruhigende Haltung, die es gleichzeitig ´ermöglicht, sich stärker zu konzentrieren.

2.)Weniger aus sich herausgehende Menschen können sich vor jedem ihnen bekannten Gespräch vornehmen, auf alle Fälle ein Thema in die Diskussion einzubringen oder einen vorher vorbereiteten)Satz zu sagen.

3.)Für ein Bewerbungsgespräch ist es ebenfalls hilfreich, sich gut vorzubereiten. Unter anderem, wie das Unternehmen, bei dem wir uns bewerben, aufgestellt ist, welche Fragen uns gestellt werden könnten, welche Antworten wir darauf haben und mit wie wir uns möglichst zugewandt präsentieren.

4.)Wesentlich bei unserem „Überzeugen“ ist, dass wir authentisch bleiben. Versuchen wir plötzlich eine Show abzuziehen, die uns nicht entspricht, bewirken wir vermutlich das Gegenteil. Haben wir jedoch den Mut, etwas Neues auszuprobieren und „auf den Tisch zu springen“, dann kann das genau das Ergebnis bringen, das wir uns wünschen.

 

Tipps zum Lesen

Hesse, Jürgen, Schrader, Hans Christian: Bewerbung Beruf & Karriere / Die perfekte schriftliche Bewerbung: Formulieren, gestalten, überzeugen,

2012, Stark Verlagsgesellschaft, ISBN: 978-3866684744

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