Habe Mut…

Das lateinische „sapere aude“ des Dichters Horaz (65 v. Chr. – 8 v. Chr.) übersetzte der große Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) in seinem 1784 veröffentlichten Aufsatz zur Aufklärung mit „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen…“. Mit diesen wenigen Worten gelang es dem Junggesellen und Liebhaber geselliger Runden auf den Punkt zu bringen, was aus seiner Sicht seine Philosophie am besten zusammenfasste. Sein „Habe Mut“ lädt uns dazu ein, mutig zu sein, unsere gewohnten – und oft bequemen – Sichtweisen immer wieder einmal zu überprüfen und auch – scheinbar – Bekanntes und Selbstverständliches zu hinterfragen. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ können wir auch übersetzen in, die Dinge um uns herum immer wieder neu und anders wahrzunehmen, durch Nachdenken neue Schlüsse daraus zu ziehen, eventuell andere Ziele zu verfolgen als bislang und am Ende über uns selbst hinauszuwachsen.

Mutig sein, das kann für uns in unserem Beruf zum Beispiel heißen, dass wir, statt uns aus der Verantwortung für eine für uns unangenehme Situation zu stehlen, ein Problem rasch und rechtzeitig konstruktiv ansprechen. Selbst wenn wir keine Lösung dafür anbieten können, ermöglichen wir dank unseres Mutes uns und unseren Kolleginnen und Kollegen die Chance, dass wir das benannte Problem anpacken und prüfen können, wie wir künftig damit umgehen und welche Lösungen eventuell denkbar ist.

Mutig sein, das kann für uns bedeuten, ein Risiko zu tragen, auch auf die Gefahr hin, dass wir eine falsche Entscheidung treffen und mit unseren Ideen und Vorstellungen scheitern.

Mut haben, das kann für uns auch heißen, unser Team dazu einzuladen, einmal ganz anders kreativ zusammen zu kommen und Ideen zu entwickeln, etwa auf einer Wanderung in die Natur vor unserer Unternehmenstür, statt einer langen Sitzung im Besprechungsraum.

Entscheiden – auch das ist oft eine Frage des „Habe Mut, die deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Wenn wir uns intensiv mit einer Problematik befassen, etwa die Fragestellung, ob wir uns beruflich endlich verändern, wovon wir schon so lange träumen, sie von allen Seiten beleuchten und systematisch durchdenken, dann fällt es uns meist leichter, uns zu entscheiden und entsprechend zu handeln. Helfen können uns dabei unsere Kollegen und Kolleginnen, unsere Familie und Freunde oder ein Coach – wenn wir uns trauen sie zu fragen.

Und manchmal brauchen wir auch Mut dazu, unser Unwissen zuzugeben und es auszuhalten, dass wir nicht immer die Alleswisser sein können. Und notorische „Besserwisser“ wollen wir dabei ja auch nicht sein.

Danke für Ihren Mut.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Ich bin doch mutig, haben Sie sich vermutlich während des Lesens des Artikels gesagt. Ja, wir sind alle mutig, denn unser Alltag zwingt uns ständig dazu, uns zu entscheiden und zu überlegen, welche Schritte wir als nächstes tun wollen oder müssen. Manchmal jedoch fordert uns unser Beruf (oder unser Privatleben) dazu auf, aus der alltäglichen Routine herauszugehen. Als guter Menschenkenner weiß Kant, dass es eines besonderen Mutes bedarf, über die gewohnte Situation nachzudenken und nicht einfach weiter zu machen.

2.) Laden Sie sich selbst immer wieder dazu ein, einen Arbeitstag, einen Arbeitsprozess noch einmal zu überprüfen oder bitten Sie hin und wieder Außenstehende wie beispielsweise befreundete Menschen, dies zu tun. Den anderen Blick auszuhalten, dazu gehört Mut.

3.) Mutige Menschen sind normalerweise keine Draufgänger. Im Gegenteil. Ganz im Sinne von Kant nutzen sie ihren Verstand, wägen eine Situation ab, entscheiden und handeln. Trainieren Sie, ab und an einmal mutig zu sein. Führen Sie ein beispielsweise ein unangenehmes Telefonat, das Sie sonst lange vor sich her geschoben hätten, so rasch wie möglich. Das Telefonat verändert sich nicht, es bleibt unangenehm. Sie haben jedoch die Chance, den restlichen Tag, die restliche Woche ohne die Frage zu verbringen, oh, was werde ich mir dieses Mal anhören müssen.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

Schoenaker, Theo, Mut tut gut: Das Encouraging-Training

2000, RDI Verlag, ISBN: 978-3932708152.

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