Burn-out – Leben und Arbeiten auf der Überholspur

10 bis 12 Stunden täglich im Büro? Morgens um 6 Uhr als erster im eigenen Betrieb? 32 Kinder und mehr 6 bis 7 Stunden am Tag in den Klassen? Seit Jahren schwerkranke Patientinnen und Patienten freundlich und engagiert betreuen und pflegen? Wir schaffen das. Wir sind gut in unserem Beruf. Immer wieder. Jeden Tag. Jahrelang.

Und dann: Immer häufiger haben wir keine Lust mehr, fühlen uns leer, müde, haben Angst, greifen zu Alkohol oder zu Drogen. Unser Beruf, den wir über Jahre mit großem Engagement und hohen Maßstäben an uns selbst scheinbar problemlos gemeistert haben, die beruflichen Herausforderungen, für die wir uns aufgerieben (und vieles an Privatem aufgegeben) haben, er überfordert uns. Wir vergessen die Familie, die Freunde, den Sport. Wir sind ausgelaugt, ausgebrannt, total erschöpft. Wir verhalten uns unseren Patientinnen und Patienten oder unseren Kunden und Kundinnen gegenüber zynisch, ohne etwas dagegen tun zu. können. Unsere körperliche Beschwerden äußern sich als „Chronic Fatigue Syndrom“, chronische Erschöpfung, Depressionen oder auch als Tinnitus, Schwindelanfälle oder Herzrasen. Die Wissenschaft nennt diese chronische Erschöpfung, die von vielfältigen seelischen und körperlichen Beschwerden begleitet wird, Burn-out – ausgebrannt sein.

Burn-out kann alle treffen: die Schülerin ebenso wie den Rentner, die Arbeitslose, den Arzt, die Managerin, den Lehrer oder die Wissenschaftlerin. Doch obwohl Burn-out bereits vor über hundert Jahren in der Fachwelt diskutiert wurde, ist das Leben auf der Überholspur erst seit den 70er Jahren zunehmend ein Thema für Wissenschaft und Unternehmen. Denn oft sind es gerade die motivierten, engagierten Mitarbeiter, die im Laufe der Zeit Burn-out entwickeln.

Versuche, die beste Therapie, den besten Weg aus der chronischen Müdigkeit heraus zu finden, sind bislang gescheitert. Hilfreich sind dagegen individuelle Lösungen. Regelmäßig Sport machen, lernen, im Beruf auch mal Nein zu sagen oder besser mit Konflikten umzugehen, Aufgaben delegieren, Freundschaften aufbauen und pflegen, das Lebens- oder Berufsskript mit einem Therapeuten oder einem Coach in Teilen neu schreiben, dies sind einige der vielen Bremspedale, mit denen wir das Leben auf der Überholspur abbremsen und die freiwerdenden Kräfte für uns nutzen können.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Burn-out tritt auf vielfältige Art und Weise auf und hat unterschiedliche Ursachen.

 

2.) Es gibt Anzeichen, die darauf verweisen können, dass sich bei uns ein Burn-out entwickelt. Etwa, wenn uns der Gedanke immer häufiger kommt, das ist alles viel zu viel für mich, ich habe keine Zeit mehr für mich. Die mir gestellten beruflichen – oder privaten – Aufgaben empfinde ich als permanente Überforderung.

 

3.) Sorgen Sie für sich selbst. Suchen Sie sich Ihren Ausgleich, wenn Sie viel Stress im Beruf haben. Warten Sie nicht darauf, bis es irgendwann weniger stressig wird. Regelmäßig Sport zum Beispiel oder eine halbe Stunde gemütliches Lesen auf Ihrer Couch helfen Ihnen, das Tempo auf der Überholspur zu drosseln.

 

4.) Wenn für Sie die Anerkennung im Beruf der alleinige Maßstab für Sie ist, wenn Sie sich Ihr Selbstbewusstsein aus dem Job holen, wenn Familie, Freunde, Hobbys zu kurz kommen oder gar nicht mehr in Ihrem Leben stattfinden, dann heißt dies, sich die persönliche Situation genau anzusehen und zu prüfen, wo habe ich Defizite, welchen Bereichen räume ich zu wenig Platz in meinem Leben ein. Und dann gilt es zu handeln. Bitten Sie Ihre Freunde und Freundinnen, Ihre Familie, Ihre Partner und Partnerinnen und möglicherweise Ihre Kollegen und Kolleginnen um Unterstützung und gehen Sie zu einem Therapeuten, einer Therapeutin, einem Coach.

 

5.) Wenn Sie körperliche Symptome haben, die auf chronische Erschöpfung hinweisen, dann suchen Sie einen Arzt auf, ehe Sie beispielsweise eine Therapie machen und sich im Beruf von einem Coach oder Kolleginnen und Kollegen, Ihrem Chef oder Ihrer Chefin unterstützen lassen.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Burisch, Matthias, Das Burn-out-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung

2005, Springer Verlag, ISBN 978-3540237181

Hohensee, Thomas: Gelassenheit beginnt im Kopf: So entwickeln Sie einen entspannten Lebensstil

2007, Droemer Knauer Verlag, ISBN 978-3426872826

Merkle, Rolf: So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstzweifeln

2001, Pal Verlag, ISBN 978-3923614349

Unger, Hans-Peter, Kleinschmidt, Carola: Bevor der Job krank macht: Wie uns die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibt – und was man dagegen tun kann, 2009, ISBN 978-3466307333

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