Krisen meistern

„Ich brauche morgens immer noch länger, ehe ich anfange, die nächste Bewerbung zu schreiben, wenn ich es überhaupt tue“, antwortet Jan-Philipp auf meine Frage, wie er mit seiner Kündigung umgeht. Der junge 25jährige Mann hatte nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums sofort einen Arbeitsplatz in einem Start-up-Unternehmen bekommen. Kurz nachdem er begonnen hatte zu arbeiten, musste die Firma schließen, und Jan-Philipp war arbeitslos. Für den talentierten Marketingexperten war es eine herbe Enttäuschung, die er zunächst ganz gut meisterte. Je länger er jedoch versuchte, eine neue Aufgabe zu finden, desto tiefer rutschte er in eine innere Krise mit Selbstzweifeln hinein, und jede weitere Absage auf eine Bewerbung ließ ihn noch mutloser werden. „Ich habe meine ganze Kraft verloren, fühle mich total am Boden“, beschreibt er seine Situation, und „ich habe das Gefühl, ich kann nicht mehr aufstehen.“

Nach einigen Beratungsstunden hörte er zunächst auf, sich für seine Situation der Arbeitslosigkeit zu verurteilen. Ihm half dabei der einfach klingende Satz, dass alles vorüber geht, auch das schlimmste Tief. Er begann seine Krise zu akzeptieren und dabei zu entdecken, dass er seine Kraft nicht verloren hatte, sie vielmehr durch seine negativen Gedanken zugeschüttet hatte. Außerdem bemerkte er an sich neue Stärken. War er früher eher jemand, der sich gerne hinter engagierten Kollegen und Kolleginnen versteckte, setzte er sich jetzt zunehmend für sich ein und nutzte jedes Vorgestellungsgespräch dazu, seine Fähigkeiten sachlich, ruhig und bestimmt zu vertreten. Im Laufe des Coachings fing er außerdem an, Distanz zu sich herzustellen und sich in neuen Rollen und damit in neuen Arbeitsbereichen zu sehen. Für ihn eine überraschende Entwicklung, die ihn zunächst verwirrte, ehe er spürte, welche berufliche Möglichkeiten er sich bislang versagt hatte. „Der Perspektivenwechsel hat mir am meisten geholfen. Ohne den Blick von außen wäre ich nicht weiter gekommen.“ Nachdem er sich durch seine Selbstzweifel und Mutlosigkeit hindurch gearbeitet hatte und seinem trockenen Humor zunehmend wieder Platz in seinem Alltag einräumte, konnte er seinen Blick mehr und mehr in die Zukunft richten und sich auf die Möglichkeiten einer neuen Tätigkeit fokussieren.

 

Noch ist offen, wo er künftig arbeiten wird.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Für viele von uns kommen Krisen völlig überraschend. Wir rechnen nicht damit, dass unsere berufliche Karriere Brüche bekommen kann. Und deshalb wissen wir zunächst nicht, wie wir reagieren sollen. Viele wirken dann zunächst wie erstarrt.

 

2.) Für das Meistern einer Krise, ist es wichtig, sie zu akzeptieren und uns mit unseren Schwächen anzunehmen. Erst dann können wir daran gehen, uns allmählich auf unsere Widerstandsfähigkeit zu konzentrieren.

 

3.) Hilfreich ist dabei, sich zu verdeutlichen, dass wir unsere Stärken nicht verloren haben, jedoch Zeit brauchen, ehe wir uns wieder auf die eigenen Fähigkeiten besinnen können. Ein Coaching kann dabei helfen, diese Ziele zu verfolgen.

 

4.) Wenn es uns gelingt, in einer Krise zu akzeptieren, dass wir Dinge hinnehmen, die wir nicht ändern können, dass wir fähig sind, Verantwortung zu übernehmen für uns selbst und wenn wir uns dabei noch auf unsere Ziele fokussieren, dann lässt sich eine Krise meistern, aus der wir gestärkt hervor gehen können.

 

5.) Gerät ein Unternehmen in eine Krise, dann sind insbesondere der Chef oder die Chefin gefragt. Mit einer offenen und ehrlichen Darstellung der Situation und dem Aufzeigen möglicher neuer Wege in der Zukunft kann eine Unternehmenskrise häufig gemeistert werden. Und ihre persönliche Glaubwürdigkeit bringt ihnen oft genug das Vertrauen ihrer Kunden zurück.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

Märtin, Doris, Mich wirft so schnell nichts um: Wie Sie Krisen meistern und warum Scheitern kein Fehler ist, 2010, Campus Verlag, ISBN: 978-3593385518

Möhrle, Hartwin, Krisen-PR: Krisen erkennen, meistern und vorbeugen, 2007, Frankfurter Allgemeine Buch, ISBN: 978-3899811353

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