Drehbuch Barbara

Mit dem ersten Arbeitstag des neuen Kollegen war alles anders. Statt weiterhin davon träumen zu können, sie werde die Nachfolgerin ihres Chefs, wie bislang zwischen der Geschäftsleitung ihres Immobilienunternehmens und ihr vorgesehen, musste meine Klientin Barbara T. lernen, dass ihr Weg innerhalb ihrer Firma keineswegs so vorgezeichnet war, wie sie es geglaubt hatte. Denn der Neue, wie sie ihn in den Coaching Stunden zunächst nur nannte, versuchte sofort gezielt und erfolgreich, sie mit einem Feuerwerk an neu klingenden Ideen, Überstunden und ständiger Präsenz in den Sitzungen mit dem Chef aus der Nachfolgerrolle hinaus zu drängen.

Im Laufe des Coaching begann sie, statt weiter über ihn zu jammern und sich ungerecht von ihm und ihrer Geschäftsführung behandelt zu fühlen, strategisch ihre Zukunft zu planen und nüchtern die ersten Schritte in eine selbst bestimmte berufliche Zukunft zu gehen. Sie nutzte den Freiraum der Beratungsstunden dafür, zu prüfen, worin sie sich gegenüber ihrem Mitbewerber auszeichnet, welche beruflichen Stärken sie generell hat und wie sie diese noch gezielter als bislang für ihre Beratungstätigkeit im komplexen Markt der Büroimmobilienwirtschaft einsetzen kann. Außerdem begann sie eine seit langem geplante Weiterbildung in Finanzwirtschaft und Wirtschaftsmathematik.

Jede Entscheidung, jede weitreichendere Handlung schrieb sie in ihr Strategietagebuch, das sie liebevoll ihr „Drehbuch Barbara“ nannte. Neben ihrer eigenen Rolle hielt sie darin auch fest, in welchem Zeitraum sie welche Ziele erreichen möchte und wer von ihrer Familie, ihren Freunden und ihren Kolleginnen und Kollegen, ihr helfen kann, diese auch tatsächlich zu realisieren. Schritt für Schritt konkretisierte sie ihren Raum der Möglichkeiten, wie sie ihren Strategieplan charakterisierte und immer deutlicher zeichnete sich darin ihre berufliche Zukunft ab. Sie kaprizierte sich nicht mehr auf ihre Rolle als Nachfolgerin. Sie entschied sich vielmehr dafür, vor allem in ihre berufliche Weiterbildung zu investieren, ihre eigenen Entwicklungsmöglichkeiten konsequent für sich zu nutzen und sich emotional zu stabilisieren. Nur noch, wenn es in ihrem Berufsalltag wirklich erforderlich war, befasste sie sich mit ihrem Konkurrenten und entfaltete dann je nach Situation eine entsprechende Taktik.

Am Ende schloss ihr Drehbuch ab mit einem für sie unerwarteten Happy End. Ein Mitbewerber bot ihr neue Perspektiven in seinem Unternehmen, die genau zu der von ihr entwickelten beruflichen Strategie passten. Ein deutlich höheres Gehalt inklusive.

 

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Im anstrengenden beruflichen Alltag bleibt uns oft wenig Zeit, uns mit unserer eigenen, beruflichen Zukunft zu befassen. Oder wir vermeiden eine langfristige Planung, weil uns diese Arbeit zu anstrengend erscheint. Manchmal zwingt uns jedoch eine unerwartete Herausforderung, sehr rasch eine neue Strategie für uns zu entwickeln.

 

2.) Die Strategie für unsere berufliche Zukunft geht von unserer Ausgangslage aus und beschreibt den Weg mit den Zwischenstationen oder Teilzielen bis zu dem von uns erträumten Ziel. Wesentlich für eine strategische Planung ist es, diese sachlich und klar auszuarbeiten und bei Bedarf immer wieder an die Gegebenheiten anzupassen.

 

3.) Berater, wie Freunde, Familie, Kolleginnen und Kollegen oder ein Coach können uns dabei helfen, den nötigen Abstand herzustellen und unser Handeln nicht aus der Perspektive des Alltagsgeschäftes, sondern aus einem größeren Blickwinkel zu betrachten.

 

4.) Das Visualisieren von komplexen Zusammenhängen mit Hilfe einfacher Bilder kann dazu führen, den Strategieplan für uns verständlicher zu machen.

5.) Nach dem Erreichen eines Zieles durch eine sorgfältig geplante und durchgeführte Strategie ist es wichtig, unseren Erfolg zu feiern und das Erreichte zu würdigen. Und sei es mit einem leisen inneren Danke.

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