Beständige Veränderung

Möge doch bitte alles so bleiben, wie es ist: Unser Beruf ist so là là, die Familie okay, die Freunde sind in Ordnung und unsere Finanzen auch… Wenn wir so denken und danach handeln, dann gehören wir zu der großen Gruppe der Menschen, die gerne an Routine und Ritualen festhalten. Wir können uns nur schwer vorstellen, uns zu verändern und in unserem Leben neue Wege zu gehen. Selbst dann noch, wenn wir den von uns über lange Jahre ausgetretenen Trampelpfad als langweilig oder gar als schrecklich empfinden. Uns macht der Gedanke Angst, uns auf etwas Neues einzulassen, z. B. auf das Ausscheiden aus dem Betrieb, auf eine neue an uns herangetragene Aufgabe oder auf einen Wechsel in eine andere Abteilung. Aber weshalb? Wieso fühlt es sich für uns so bedrohlich an, den Sprung ins Unbekannte zu wagen? Weshalb schrecken wir vor dem Risiko des sich Veränderns, des uns Weiterentwickelns zurück und bleiben lieber in den vielfach von uns erprobten Bahnen? Die Antworten der Psychologen und Neurologen sind vielfältig. Offenbar fühlt sich unser Gehirn dann besonders wohl, wenn wir auf unseren breit ausgetretenen Pfaden bleiben, und es belohnt uns dafür, in dem es körpereigene Wohlfühldrogen ausschüttet, die uns am Gewohnten festhalten lassen.

Was brauchen wir, damit wir es am Ende doch riskieren, uns zu verändern? Das Wissen, dass Veränderungen stattfinden, jeden Tag, in uns, in unserer unmittelbaren Umwelt und nicht nur in der großen weiten Welt? Oder, dass Veränderungen erst einmal weder gut noch schlecht sind? Wir sind es, die entscheiden, wie wir Veränderungen wahrnehmen. Empfinden wir Veränderungen als beunruhigend und jammern wir bei jeder Gelegenheit darüber, dann gestalten wir unsere subjektive Welt anders, als wenn wir versuchen, in einer neuen Situation auch die Chancen und Möglichkeiten zu sehen.

Stehen wir vor der Aufgabe, uns verändern zu müssen oder haben wir uns zum Ziel gesetzt, endlich etwas zu verändern, dann können wir uns dabei helfen, uns neue Trampelpfade zu bahnen, in dem wir uns ganz in Ruhe fragen, was hat uns unser bisheriges Handeln gebracht? Wo war es für uns von Vorteil? Welche Nachteile hatte es für uns, und wer kann uns eventuell dabei helfen, die Herausforderung aus einem anderen Blickwinkel zu sehen? Freunde, Familie, Kollegen, ein Therapeut, ein Coach? Etwa, wenn wir davon träumen, den Beruf zu wechseln, wenn wir neue und uns unbekannte Aufgaben übernehmen sollen, oder wenn wir aufgefordert sind, zum ersten Mal unseren Chef bei einem wichtigen Kundentermin vertreten müssen. Wenn wir das Alte akzeptieren und annehmen (und uns vielleicht sogar dafür bedanken), dann können wir im nächsten Schritt das Neue annehmen, dann kann die Veränderung kommen. Vorausgesetzt, wir wagen den ersten Schritt und beginnen damit, uns unseren neuen Wege zu ebnen.

 

Checkliste

 

1.) Wir fühlen uns unwohl im Job, wollen längst die Beziehung enden, träumen davon, endlich in unserem Traumberuf arbeiten zu können und dennoch trauen wir uns nicht, uns zu verändern und das Risiko wagen, etwas Neues auszuprobieren. Denn uns zu verändern wollen, macht uns oft Angst.

2.) Neurologen, Psychologen und Evolutionsforscher haben vielfältige Erklärungen dafür, weshalb wir lieber fordern, dass die Umstände sich ändern, als dass wir selbst den ersten Schritt gehen. Wir hören offenbar erst auf, anstehende Änderungen zu ignorieren, wenn der innere Leidensdruck groß genug ist und die körpereigenen Wohlfühldrogen im Gehirn es nicht mehr schaffen, uns zu besänftigen. Erst dann lassen wir es zu, dass unser Leidensdruck zu unserem Ratgeber wird.

3.) Nicht immer gelingt es uns auf Anhieb, uns zu verändern. Manchmal scheitern wir mehrmals, ehe uns das Neue gelingt.

4.) Trauen wir uns nicht, uns zu verändern, obwohl wir wissen, dass es notwendig wäre, dann sollten wir uns fragen, wie sieht unser Leben in fünf oder zehn Jahren aus, wenn wir am Gewohnten festhalten.

5.) Psychologen sprechen von unserer „Komfortzone“, wenn wir im „Gewohnten“ bleiben. Wagen wir es, diese zu verlassen und fordern wir uns selbst heraus, dann begeben wir uns in die „Stretchzone“. Hier gelingt es uns, zu wachsen und uns zu verändern.

Tipps zum Lesen

Tobler, Sibylle,  Neuanfänge – Veränderungen wagen und gewinnen, 2010, Klett-Cotta Verlag, ISBN: 9783608861051

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