Meine Glaubenssätze
Ich habe sie noch nie gezählt, meine Glaubenssätze, meine persönlichen Überzeugungen. Ich bin sicher, es sind ziemlich viele. Die meisten von ihnen helfen mir, meinen Alltag problemlos zu bewältigen. Wenn ich beispielsweise ins Auto steige, hinterfrage ich nicht, ob ich überhaupt Autofahren kann. Wenn ich mich an meinen Schreibtisch setze, stelle ich mir nicht die Frage, ob ich einen Computer bedienen und das Telefon benutzen kann. Ohne darüber nachzudenken, glaube ich daran, dass mir das Bedienen von Computer und Telefon gelingt. Inzwischen habe ich gelernt, dass nicht alle meine Glaubenssätze hilfreich für mich sind. Ich versuche deshalb, für mich einschränkende Glaubenssätze zu entdecken: Höre ich mich beispielsweise sehr bestimmt und mit tiefer Überzeugung sagen, „so ist es bei mir immer schon gewesen…“, „das Leben ist einfach so …“, „es weiß doch jeder, dass …“, dann frage mich, hilft mir der Satz in meinem Alltag? Oder hindert er mich eher daran, eine für mich wichtige Entscheidung zu treffen, einen für mich wichtigen Schritt zu gehen?
Glaubenssätze klingen, als verkörpern sie unumstößliche Wahrheiten. Etwa, wenn ich sage, „weil ich zu alt bin, finde ich keine Arbeit mehr“. Das Gegenteil ist der Fall. Glaubenssätze entstehen fast immer dadurch, dass ich meine subjektiven Erfahrungen, die ich oft schon in der Kindheit gemacht habe, verallgemeinere und für wahr erachte. Habe ich beispielsweise als Kind immer wieder gehört, „Du bist wirklich ungeschickt“, dann übersetze ich als erwachsener Mensch den Satz in die Überzeugung „ich kann das alles nicht“ und traue mir im Beruf nur wenig zu. Fällt es mir beispielsweise schwer, Lob zu akzeptieren, weil mein Glaubenssatz heißt, ich bin nichts wert, dann wehre ich jede noch so ehrlich gemeinte Wertschätzung ab und finde stattdessen irgendetwas, für das ich doch kritisiert werden muss.
Glaubenssätze filtern, was wir denken und wahrnehmen und verstärken unsere Gedanken. Wenn ich davon überzeugt bin, zu dick zu sein, ordne ich alle Aussagen von Kollegen und Freunden zu Kleidung und Essgewohnheiten nicht als neutrale Information ein, sondern überzeuge mich selbst immer wieder davon, dass mich mein Gegenüber als übergewichtig empfindet. Habe ich die Überzeugung in mir, „ich schaffe alles, was ich mir wünsche“, dann wird mir in meinem Leben vieles gelingen.
Von mir als wenig zielführend erkannte Überzeugungen kann ich versuchen zu verändern. Mit Hilfe von Freunden, einem Therapeuten oder einem Coach kann ich tief in mir verankerte Glaubenssätze im Laufe der Zeit aufzulösen und durch hilfreichere ersetzen. Glaube ich beispielsweise daran, ich weiß sowieso am besten wie alles zu laufen hat, kann ich mich fragen, woran hindert mich diese Überzeugung? Zum Beispiel an einem kreativen Gedankenaustausch mit meiner Familie, meinen Freunden oder meinem Team.
Checkliste
1.) Glaubenssätze sind zunächst weder gut noch schlecht. Sie geben uns Sicherheit und helfen uns, Informationen zu verarbeiten und darauf zu reagieren. Sind wir davon überzeugt, in unserer Arbeit gut zu sein, werden wir die dazu passenden Informationen entsprechend einordnen. Glauben wir, wir werden nur geliebt, wenn wir etwas leisten, werden wir versuchen, perfekt und unangreifbar zu sein.
2.) Glaubenssätze basieren auf Interpretationen und Verallgemeinerungen subjektiver Erfahrungen. Sie sind nicht aufgrund von logischen Überlegungen entstanden.
3.) Viele Glaubenssätze tragen wir unbewusst in uns. Wir wissen deshalb auch nicht, dass wir uns davon beeinflussen lassen. Manchmal ein ganzes Leben lang. Diese Muster zu entdecken, kann manchmal richtiggehend befreiend sein.
4.) Nicht umsonst wurde „alternativlos“ zum Unwort des Jahres 2010. Auch dies ist ein falscher Glaubenssatz.
Tipps zum Lesen
Preisendörfer, Pamela, Glaubenssätze, Überzeugungen & Co. – Von mentaler Sabotage zum vollen Potential, 2009, Windpferd Verlag, ISBN: 9783893855896