Niederlage – ja bitte?

Weshalb sind die Deutschen Frauen im eigenen Land so frühzeitig aus dem Turnier der Frauenfußballweltmeisterschaft geflogen? Zu viele Erwartungen durch die Medien, durch Millionen begeisterter Fernsehzuschauer und volle Stadien mit La Ola Wellen? Ein zu großer Druck von allen Seiten, der Köpfe und Kreativität lahm legte? Zu viel Teambildung während einer langen Vorbereitungszeit und zu wenig Verantwortung auf dem Platz? Die Demontage der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz als Kapitän durch die Trainerin und die unbewusste Angst, kann mir das auch passieren‘? Taktische Fehler der Trainerin auf dem Spielfeld und hinter den Kulissen? Eindeutige Antworten auf die Fragen nach den möglichen Ursachen der frühen Niederlage wird es vermutlich nie geben.

Auffällig nach dem Aus gegen Japan war jedenfalls, dass auf dem Weg zum dritten WM-Titel von keinem der Mitglieder des Fußballteams eine Niederlage eingeplant war. Mitten im laufenden Turnier mussten sich die 21 Fußballerinnen und die gesamte Mannschaft plötzlich mit dem Gefühl auseinander setzen, gescheitert zu sein an einem Gegner, der zu schlagen war, statt weiter zu kommen und triumphal ins Finale einzuziehen.

Doch wie lässt sich ein Fehlschlag im Beruf akzeptieren? Wie kann eine Spielerin, wie kann ein Team einem offenbar so unerwarteten Scheitern wie einem frühen Turnieraus vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen?

Wichtig ist zunächst, dass wir bei einem beruflichen Misserfolg erkennen, nicht wir als Mensch, nicht wir als Persönlichkeit sind gescheitert. Sondern wir haben in unserem Beruf, z. B. in einem Fußballspiel eine Niederlage erlitten. Im nächsten Schritt können wir uns dann fragen, was wir brauchen, damit wir das Scheitern verarbeiten können. Während die einen das intensive Gespräch mit Freunden und Familien suchen und darin Trost und Kraft für ein Weitermachen finden, wünschen sich die anderen, wie etwa Birgit Prinz, professionell von einem Psychologen oder einem Coach unterstützt zu werden, um ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen oder zu stärken und nach neuen Lösungen für ihren beruflichen Weg zu suchen. Fragen wir uns außerdem kritisch und konsequent, welche Anteile wir an unserem Scheitern haben und wie wir diese in Zukunft ändern möchten, dann kann es uns gelingen, unsere Niederlage zu akzeptieren, sie loszulassen und wir können unsere Fehler als Chance zum Weiterlernen nutzen.

Denn haben wir den Misserfolg erst einmal verarbeitet und überwunden, dann haben wir auch erfahren, dass wir mit Schwierigkeiten umgehen und sie meistern können.

 

Checkliste

 

1.) Jeder von uns verarbeitet Niederlagen im Beruf auf seine Art und Weise. Viele handeln intuitiv und versuchen, aus ihren Fehlern zu lernen und neue Projekte anders anzupacken als bislang.

2.) Hilfreich kann es sein, sich zu verdeutlichen, dass jedes Handeln, jedes Tun das Risiko eines Scheiterns in sich trägt. Das gilt für das Verkaufsgespräch mit einem Kunden ebenso, wie beispielsweise für einen Vortrag vor vielen Zuhörern oder für ein Fußballspiel.

3.) Wir können das Risiko eines Scheiterns abmildern, in dem wir uns gut und gründlich auf Aufgaben und Herausforderungen im Beruf vorbereiten. Außerdem können wir unser Selbstbewusstsein unterstützen, wenn wir unsere Stärken kennen und darauf vertrauen.

4.) Befassen wir uns neben unserem Beruf auch mit Dingen, die uns Freude machen, die uns bereichern, werden wir Niederlagen schneller verarbeiten und auch die Chancen sehen können, die in unserem Scheitern liegen.

5.) Erlauben wir uns, ein Scheitern mit einzukalkulieren ohne uns anschließend dafür zu verurteilen, dann werden wir uns nur selten zu hohe oder zu niedrige Ziele setzen und damit selbst unseren Misserfolg vorprogrammieren. Denn wir scheitern meist nicht an der Sache selbst, sondern an der Perspektive, die wir auf eine Sache haben. Wir scheitern fast immer an unserem eigenen Kopf.

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