Willkommen, innerer Schweinehund

Kennen Sie Ihren inneren Schweinehund? Der, der mir fröhlich zulächelt und freudig bellend mit dem Schwanz wedelt, wenn ich mich wieder einmal erfolgreich gedrückt habe vor dem Aufräumen meines Schreibtisches, der überfälligen Steuererklärung, dem für den heutigen Tag eingeplanten Jogging, dem Beantworten unangenehmer Briefe, dem schwierigen Gespräch mit meinem Chef? Für meinen inneren Schweinehund sind das Momente reinsten Glücks. Gelingt es mir dann noch zum wiederholten Mal, mich mit ach so dringenden Nebensächlichkeiten zu beschäftigen, statt endlich mein Traumprojekt zu beginnen, ist er restlos begeistert.

Einen innerer Schweinehund – ein Wort, das in den letzten Jahren einen starken und positiven Bedeutungswandel erfahren hat – haben vermutlich die meisten von uns. Er ist der Teil unserer Persönlichkeit, der uns dazu bringt, Dinge aufzuschieben, die wir längst hätten erledigen wollen, der uns jährlich an unseren guten Vorsätzen für das neue Jahr scheitern lässt, der uns davon abhält, endlich das überfällige Mitarbeitergespräch mit einem unangenehmen Kollegen zu führen … . Meist können wir sehr gut und ausführlich begründen, weshalb gerade jetzt das für uns so nicht machbar ist. Viel schwerer fällt es uns, unseren inneren Schweinehund doch einmal zu überwinden. Aus unterschiedlichen Gründen: Wir setzen uns Ziele, die gar nicht die richtigen für uns sind oder wir machen sie für uns so schwer erreichbar, dass wir lieber nicht losgehen um dorthin zu kommen. Aufgaben, die wir uns stellen oder uns gestellt werden, lösen Widerstände in uns aus. Manchmal ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir haben Angst, Fehler zu machen, wenn wir eine Arbeit anpacken. Oder wir sind einfach zu faul dazu, unsere lang antrainierten Gewohnheiten aufzugeben und leben lieber damit, wenn auch vielleicht nicht immer glücklich.

Entscheiden wir uns doch dazu, etwas bei uns zu ändern, dann ist es hilfreich, zunächst zu akzeptieren, dass wir einen inneren Schweinehund haben und ihn danach näher kennen zu lernen. Etwa, in dem wir analysieren, weshalb wir manche Dinge so liebend gerne lange vor uns herschieben und welche Verzögerungstaktiken wir dabei anwenden, während wir Anderes sofort erledigen und umsetzen. Lang eingeübte Gewohnheiten lassen sich am ehesten durch neue ersetzen, wenn wir das neue Verhalten mindestens drei, eher jedoch sechs Wochen lang täglich oder regelmäßig üben. Schafft es unser innerer Schweinehund, uns zwischendrin von unserem Training abzubringen, dann freuen wir uns, dass er dieses eine Mal gewonnen hat, schließlich gewinnen am Ende wir.

Mein innerer Schweinehund heißt übrigens Max.

   

Checkliste

 

1.) In der Motivationsliteratur finden sich zahlreiche Tipps, wie wir mit unserem inneren Schweinehund umgehen, wie wir uns selbst motivieren und selbst disziplinieren. Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit dem Kennenlernen meines inneren Schweinhundes, mit der Erkenntnis, dass ich es bin, die entscheidet, ob ich eine Gewohnheit ändern möchte oder nicht (2) und mit Supporten (3).

 

2.) Wir entscheiden, ob wir Dinge immer wieder aufschieben oder ob wir sie tatsächlich beginnen, auch wenn sie uns unangenehm oder lästig sind. Hilfreich ist es, wenn wir Schritt für Schritt voran gehen und uns dafür belohnen, wenn wir wichtige Etappen erreicht haben.

 

3.) Wenn wir Dinge am Besten und am leichtesten unter Druck anpacken und erledigen, dann kann es hilfreich sein, wenn wir einen Freund, eine Kollegin, unseren Partner darum bitten, unser Supporter zu sein. Supporter bekommen von uns Rolle, uns regelmäßig auf die von uns gewählte Aufgabe hinzuweisen. Z. B. können wir sie bitten, uns drei Wochen lang jeden Morgen daran zu erinnern, dass wir täglich eine halbe Stunde laufen wollen. Oder wir nutzen die Elektronik als persönliche Supporter und lassen uns mit PC und Handy an von uns selbst gewählte Termine erinnern, etwa mit dem Wecker oder mit der Aufgabenfunktion.

 

Tipps zum Lesen

 

Meier, Rolf, 30 Minuten für eine dauerhafte Selbstmotivation, 2007

Gabal Verlag, ISBN: 9783897496583

Münchhausen von, Marco, So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund, 2005

Campus Verlag, ISBN: 9783593377964

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