Hätte ich doch nur

Hätte ich nur das Jobangebot wahrgenommen und den Umzug in die ferne Stadt riskiert, dann hätte ich jetzt bessere Karrierechancen. Wäre ich nur mutiger gewesen und hätte in den Abteilungskonferenzen mehr gesagt, vermutlich wäre ich jetzt der Leiter der Vertriebsabteilung und nicht die jüngere Kollegin. Ich wünschte, ich hätte mir mehr zugetraut und mein Berufsausbildung mit einem besseren Zeugnis abgeschlossen, denn dann könnte ich heute mehr Geld verdienen.

Wie oft ich mich mit dem Satz „hätte ich doch nur“ gequält habe und von mir getroffene Entscheidungen bereut habe, vermag ich nicht zu sagen. Jedes Mal, wenn ich eine Entscheidung treffe (oder nicht), schließe ich zwangsläufig andere Chancen und Möglichkeiten aus und oft genug folgt danach ein „ich hätte doch lieber das und dies und jenes…“, „was wäre geschehen, wenn ich dies und das …“. Denn bei jeder Entscheidung – oder Nichtentscheidung laufe ich Gefahr, mich falsch zu entscheiden, einen Fehler zu machen, Dinge zu unterlassen, die ich lieber nicht unterlassen hätte oder etwas zu tun, was ich nicht tun wollte. Manchmal bekomme ich die Gelegenheit, mich für meinen Fehler zu entschuldigen und ihn wieder gut zu machen. Oft bleibt mir allerdings nur, mir meine Schuld einzugestehen und mein Versehen zu bereuen. Dem anderen und mir gegenüber.

Reue zu zeigen, fällt mir schwer. Gelingt es mir dennoch, dann erwarte ich von meinem Gegenüber, dass er sich mir wieder offen und freudig zuwendet, nachdem ich ihm meinen Fehler gestanden, mich verantwortlich dafür gezeigt und versucht habe, ihn wieder auszubügeln. Doch das wird nicht immer gelingen. Der Kollege, den ich beim Chef zu Unrecht verdächtigt habe, dass er innerbetriebliche Vorgänge an den Mitbewerber weiter gibt, zeigt sich meiner Entschuldigung gegenüber zunächst eher zurückhaltend. Ich muss lernen, anzunehmen und akzeptieren, dass er Zeit braucht, ehe er seine Enttäuschung über mein Verhalten überwindet und sich nicht mehr von mir gekränkt fühlt. Auch eine Weigerung zur weiteren Zusammenarbeit muss ich hinnehmen.

Manchmal hilft mir das zögerliche Wieder-Auf-Mich-Zugehen meines Gegenübers. Es zeigt mir, dass einen Fehler eingestehen und Fehlverhalten zu bereuen nicht immer ausreicht, sondern dass ich mehr zu tun habe. Sein Vorsichtiges-Sich-Öffnen fordert mich dazu auf, mich zu fragen, was ich zukünftig bei mir ändern sollte und auf welchem Weg ich die Veränderung erreichen möchte. Wann beginne ich mit dem ersten Schritt, wenn nicht jetzt.

 

Checkliste

 

1.) Selbst wenn wir nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, handeln wir oft genug falsch. Entscheidungen, die wir heute als richtig erachten, können morgen völlig widersinnig sein.

2.) Wir machen Fehler. Und haben dafür die Verantwortung. Fehlentscheidungen können manchmal rückgängig gemacht werden. Meist bleibt uns nur, unseren Fehler zu bereuen und uns zu fragen, was wir zukünftig anders machen möchten.

3.) Wenn wir einen Fehler machen und uns fragen, weshalb dies geschehen ist, dann gilt es dabei zu beachten, dass wir uns unser Fehlverhalten vorwerfen, uns jedoch nicht als Person im Ganzen verurteilen.

4.) Einen Fehler zu bereuen, kann quälend sein.

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