Neugierde

„GUT, D455 513 5O N3UG13R1G 51ND, D3NN D1353 Z31L3N Z31G3N 1HN3N, W3LCH3 F4NT45T15Ch3N UND 8331NDRUCK3ND3N D1ING3 UN53R G3H1RN L315T3T.

4M 4NF4NG W4R 35 V13LL31CHT NOCH SCHW3R, 483R J3TZT, 4UF D1353R Z31L3, L135T UN53R G3HIRN SCHON 4UTOM4TISCH, OHN3 D4RÜ83R N4CHZUD3NK3N.

Gratulation!“

Wie ging es Ihnen mit dem Lesen der Zeilen, die ich dem Heft 01, Januar 2013, S. 49 der Zeitschrift brand eins entnommen habe? Vielleicht waren Sie im ersten Moment frustriert, weil Sie nicht gleich wussten, was Sie da lesen sollen oder weil Sie überlegt haben, welches System hinter den Zahlen stecken könnte. Und dann siegte vermutlich Ihre Neugierde und Sie haben doch weiter gelesen, und der erst wirr erscheinende Inhalt erschien immer leichter und einfacher, so als stünden statt der Zahlen Buchstaben auf dem Papier. Und beim zweiten Mal haben Sie die Zeilen gelesen, als hätten Sie nie etwas anderes gemacht als mit Zahlen versehene Texte zu entziffern.

Die Botschaft des Buchstaben-Zahlen-Textes lautet für mich: wenn wir neugierig sind und bleiben, wenn wir uns immer wieder selbst in die Situation bringen, Neues und Unbekanntes auszuprobieren, auch wenn wir zunächst keinen Erfolg haben, wenn wir „dran“ bleiben, dann leistet unser Gehirn erstaunliche Dinge.

Altersforscher, wie der Heidelberger Molekularbiologie Konrad Beyreuther und Gründungsdirektor des Netzwerks Altersforschung (NAR) meinen sogar zu erkennen, dass Menschen, die lange neugierig bleiben, die sich ihr Leben lang immer wieder neuen und unbekannten Erfahrungen aussetzen und nicht glauben, schon alles zu wissen und alles zu kennen, im höheren Alter seltener an Demenz erkranken. (brand eins, Heft 1, 2013, S. 155).

Seien wir also neugierig? Ja, gerne und viel. Wobei Neugierde nicht heißt, dass wir jeden Tag die Welt neu erfinden müssen, ständig innovativ sein sollen und nobelpreisverdächtige Wissenschaft betreiben. Wir tun uns auch dann aus Neugierde etwas Gutes, wenn wir einmal das Vorhandene aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wenn wir sozusagen das Inventar neu betrachten und in Frage stellen. Z. B. unser Büro, das wir täglich betreten und in dem wir seit langem sich nichts mehr geändert haben. Einschließlich der Blumen auf der Fensterbank. Oder wenn wir unsere Bewertungen über bestimmte Menschen schlicht auf die Seite schieben und versuchen, sie und ihre Handlungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Was würde geschehen, wenn wir unsere Vorurteile über unseren Chef oder unsere Kollegin für einen Tag „aussetzen“ und so tun, als würden wir sie heute erst kennenlernen?

Neugierig sein heißt auch, staunen zu können. Z. B. darüber zu staunen, wie die Natur bestimmte Herausforderungen löst. Etwa wie unterschiedlich sich die Tierwelt an ein Leben in der Luft angepasst hat. Oder einfach nur zu sehen, dass wir mit etwas Üben und mit Ausdauer in der Lage sind, uns fremde Bewegungen, andere Sprachen und neue Herausforderungen zu meistern. Gesunde ältere Menschen können sich Dinge ebenso gut merken, wie junge, sagt Beyreuther. Die Alten „brauchen nur ein wenig länger“.

Neugierde kann manchmal auch schmerzhaft sein, z. B. dann, wenn sie uns dazu bringt, uns kritisch im Spiegel anzusehen und das Vorhandene zu hinterfragen, und wenn wir dabei feststellen, dass wir doch nicht so genial, nett und einfühlsam sind, wie wir es über Jahre hinweg geglaubt haben. Neugierde kann also auch gefährlich sein, für uns und für unser Gegenüber. Vielleicht haben wir deshalb in unserer Kindheit so oft den Satz gehört, ‚sei nicht so neugierig‘.

 

Tipps zum Lesen

Brand eins, Heft 1, Januar 2013, „Sei nicht so neugierig“, Schwerpunkt Neugier.

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten