Pünktlich sein – wertschätzend sein

Vermutlich gibt es sie überall, die notorischen Zuspätkommer, bei denen von vorneherein klar ist, dass sie auch zu diesem Meeting wieder zu spät kommen werden. Manche lächeln beim Betreten des Raumes verlegen und schmiegen sich möglichst lautlos auf einen Stuhl, andere setzen sich laut und geräuschvoll hin, die dritten schauen sich erst einmal suchend im Raum nach einem freien Platz um, ehe sie sich mit einem alles durchdringenden Gruß in die Runde der Anwesenden niederlassen – Entschuldigung für das erneute Zuspätkommen zum Meeting inklusive. Die Folge: Der Gedankenfluss des Vortragenden wird unterbrochen und oft genug wiederholt der Besprechungsleiter noch einmal in knappen Worten das bislang Diskutierte und Gesagte. Zur Freude des Zuspätkommers und zum Leidwesen der Pünktlichen. Diese fühlen sich „bestraft“ dafür, dass sie sich an die vereinbarten Zeiten halten. Die chronischen Zuspätkommer dagegen werden für ihr wenig wertschätzendes Verhalten den Kolleginnen und Kollegen gegenüber mit zusätzlicher Aufmerksamkeit belohnt und haben keinen Anlass sich zu ändern und sich an die Regeln der Höflichkeit und an die des Unternehmens zu halten.

Hinter notorischem Zuspätkommen verbirgt sich häufig das Bedürfnis, den anderen zu zeigen, wie wichtig ich mich selbst fühle und welche Macht ich habe. Besonders dann, wenn ich der Chef, die Chefin bin und die anderen eine Besprechung nicht ohne mich anfangen können. Ich vergesse dabei allerdings, dass die Mitarbeiter und Kollegen dies auch ganz anders sehen können. Jemand, der chronisch zu einer Besprechung zu spät kommt, ob mit Absicht oder weil er sich nicht besser organisieren kann und will, wirkt heute nicht mehr als souverän, sondern als arrogant und inkompetent. Er gilt als jemand, dem sein Gegenüber gleichgültig ist und auf dessen Meinung er keinen großen Wert legt. Und er vermittelt den Eindruck, unzuverlässig und unhöflich zu sein. Keine gute Ausgangslage für ein konstruktives Gespräch.

In vielen Unternehmen ist es inzwischen üblich, Besprechungen ganz pünktlich zu beginnen und zu beenden, die wichtigsten Themen zu Beginn zu diskutieren und ohne Rücksicht auf den Zuspätkommer das Meeting abzuhalten. So mancher hat schon auf diese Art und Weise gelernt, pünktlich zu sein und lieber in der Diskussion der wesentlichen Dinge zu zeigen, wie wichtig sein Wissen und seine Erfahrung für das Unternehmen sind, als durch den wenig wertschätzenden Auftritt des notorischen Zuspätkommens.

 

Checkliste

 

1.) Notorische Zuspätkommer scheinen immer aufs Neue den „großen Auftritt“ für ihr Selbstbewusstsein zu benötigen. Ihnen reicht die Anerkennung, die sie sich durch ihre Arbeit und ihre Persönlichkeit schaffen, oft nicht.

2.) Chronische Unpünktlichkeit gilt heute als wenig wertschätzend und respektlos dem anderen gegenüber. Pünktlichkeit zeigt dem anderen, dass mir seine Zeit so kostbar ist, wie meine eigene.

3.) Mit Pünktlichkeit können Chefs und Chefinnen heute punkten, nicht mit Unpünktlichkeit. Sie ist kein Symbol mehr für Macht und Einfluss.

4.) Ein paar Tricks können helfen, notorische Zuspätkommer zu pünktlichen Teilnehmern werden zu lassen: Ein pünktlicher Beginn einer Sitzung, keine Wiederholungen des Gesagten, wechselnde Uhrzeiten für den Beginn eines regelmäßig stattfindenden Meetings, eventuell ein durchaus schmerzhafter Beitrag in die Kollegenkasse für jedes Zuspätkommen.

5.) Anders ist es, wenn es sich um ein einmaliges Zuspätkommen handelt. Eine ehrliche Entschuldigung und falls möglich, eine rechtzeitige Benachrichtigung des Gesprächspartners oder der Teammitglieder wird immer akzeptiert.

Tipps zum Lesen

 

Bischof, Klaus, Selbstmanagement, 2012, Haufe-Lexware Verlag,

ISBN: 9783648027219

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