Faulenzer & Co

Ständig ein konzentrierter Blick auf den Bildschirm, angestrengtes Lesen einer auf dem Schreibtisch aufgeschlagenen Akte, ein vor Terminen strotzender Kalender oder immer ein Werkzeug in der Hand: Ein ‚Faulenzer‘ im Beruf ist meist auch ein guter Schauspieler, der es geschickt versteht, Kollegen und dem Chef oft mit vielen Worten vorzugaukeln, dass er gerade ganz wichtige Aufgaben bearbeitet und deshalb keine weiteren Tätigkeiten übernehmen kann. Vermutlich deshalb brauchen Führungskräfte eine gewisse Zeit, ehe sie den Nichtarbeiter und Vielschwätzer unter ihren Mitarbeitern auf die Schliche kommen. Besonders dann, wenn es einem Low Performer, wie ein Arbeitsverweigerer auch genannt wird, immer wieder gelingt, sich bei wenig attraktiven Aufgaben elegant und unauffällig weg zu ducken. Kolleginnen und Kollegen eines Low Performers dagegen durchschauen die Strategien des Drückebergers in ihren eigenen Reihen recht schnell.

Beobachten Führungskräfte, dass ihre Mitarbeiter weniger leisten als sie können, sie also eine ‚Minderleistung‘ zeigen, wie es das Bundesarbeitsgericht in Erfurt 2004 beschrieben hat, dann sind sie gefordert, möglichst rasch zu handeln. Denn sonst besteht die Gefahr, dass sich das gesamte Team an der Faulheit der Kollegen ansteckt und alle weniger tun, als sie könnten. Umgekehrt ist es hilfreich, wenn Kolleginnen und Kollegen aufhören, minderleistende Kollegen zu decken, weil sie glauben, sich ihnen gegenüber kollegial verhalten zu müssen. Sie sollten ihnen deutlich machen, was sie von ihrer Drückebergerei halten. Unter anderem, dass sie zusätzlich zu ihrer eigenen Arbeit, die sie bereits völlig auslastet, ihre Arbeiten mit erledigen müssen. Schützen sie sie gegenüber dem Chef, der Chefin, dann unterstützen sie ihr Drückeberger-System, und das manchmal über recht lange Zeit.

Nicht jeder Kollege, nicht jeder Mitarbeiter, der weniger leistet, als von ihm erwartet wird, ist arbeitsunwillig. Manchmal sind Menschen auch mit den ihnen gestellten Aufgaben überfordert, trauen sich jedoch nicht, dies ihrem Chef, ihrer Chefin zu sagen. Aus Angst, als Versager dazu stehen oder ihre Arbeit zu verlieren. Bekommen sie eine ihnen adäquate Aufgabe, dann arbeiten sie zuverlässig und kompetent.

Die Ursachen für Minderleistungen von Mitarbeitern sind vielfältig. Mangelnde Führung seitens der Vorgesetzten, eine kindliche Trotzreaktion, innerlich zu allen aufgetragenen Aufgaben Nein zu sagen, wie früher, wenn es um die Hausaufgaben für die Schule ging oder eine völlige Überschätzung des eigenen Könnens und Wissens und damit verbunden die Überzeugung ‚mir kann deshalb keiner‘, können Gründe für ein Nichtstun von Mitarbeitern sein. Und eines ist auch sicher: Wirkliche Faulenzer im Betrieb sind die eher Ausnahme als die Regel.

   

Checkliste

 

1.) Kaum jemand wird von sich sagen, er sei im Beruf faul. Manchmal stehen Kollegen und Führungskräfte sogar vor dem Phänomen, dass „Low Performer“ fest davon überzeugt sind, fleißig zu sein, gute Arbeit zu leisten und sich aktiv im Team einzubringen. Ihre ‚Selbstbild‘ unterscheidet sich stark von dem ‚Fremdbild‘, das andere von ihnen haben. Führungskräfte stehen dann vor der Herausforderung, die Überzeugungen und die Einstellungen der Mitarbeiter zu verändern. Hilfreich hierbei können sein: eine enge Führung, klare Aufgabenstellungen, eine regelmäßige Leistungskontrolle, konkrete Beispiele der Nichtleistung und Weiterbildungen der Mitarbeiter mit Prüfungen.

 

2.) Weichen Mitarbeiter ihnen gestellten Aufgaben nachweislich immer wieder aus und leisten die ihnen mögliche und adäquate Arbeit dauerhaft nicht, halten also ihre Arbeitsleistung ihrem Betrieb gegenüber bewusst zurück, dann müssen Mitarbeiter damit rechnen, dass ihr Arbeitsverhältnis gekündigt wird.

 

3.) Bleiben Low Performer lange Zeit in einem Team, dann, so haben lang angelegte Untersuchungen des Gallup-Instituts im Jahr 2006 herausgefunden, kann auch das Konfliktpotential unter den Mitarbeitern steigen und die Zusammenarbeit abnehmen.

Tipps zum Lesen

Taylor, Peter, Erfolgsstrategien für Faulenzer, 2013, Gabal Verlag,

ISBN: 9783869364742

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