Machtspiele

Der Kollege setzt sich ungebeten auf Ihren Schreibtischstuhl, während Sie miteinander diskutieren. Ihr Chef schaut im Gespräch immer wieder auf seine vor ihm auf dem Tisch liegende Uhr. Ohne Gruß arbeitet Ihre Chefin, die Sie zum Mitarbeitergespräch gebeten hat, weiter, während Sie den Raum betreten.

Machtspiele wie diese gehören zu den täglichen Szenarien, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Betrieben, Behörden und Institutionen erleben. Mit derartiger ‚Körpersprache‘ versuchen Kolleginnen und Kollegen oder Führungskräfte ihr Gegenüber emotional unter Druck zu setzen und Macht auszuüben. Distanzzonen werden verletzt, fehlender Blickkontakt übt Dominanz aus, ein ausgestreckter Finger, der auf das Gegenüber zeigt, ‚greift‘ an.

Was tun? Ludwig Börne (1786-1837), deutscher Schriftsteller, der mit seiner witzig, ironischen und bildhaften Sprache als Wegbereiter des deutschen Feuilletons gilt, formulierte dazu: „Das Geheimnis jeder Macht besteht darin, zu wissen, dass andere noch feiger sind als wir.“ Börne sagt damit, dass es neben der Entscheidung, sich feige wegzuducken, für uns auch den Weg gibt, dem Anderen mitzuteilen, was uns missfällt und gleichzeitig zu signalisieren, dass wir weiterhin an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Damit setzen wir Grenzen ohne eine neue Angriffsfläche zu bieten. Diese Grenzen lassen sich mit klaren und selbstbewusst vorgetragenen Ansagen aufzeigen, die dem anderen deutlich machen, bis hierher und nicht weiter. Ebenso wirkt ein eindeutiges Verhalten, etwa bei ungerechtfertigter und unsachlicher Kritik eines Kollegen oder einer Führungskraft. Statt diese über sich ergehen zu lassen, können wir darum bitten, das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen und dann sachlich zu führen. Es gehört Mut dazu, sich für sich selbst einzusetzen und zu riskieren, dennoch weiter angegriffen zu werden. Manchmal erscheint es viel einfacher, den Kopf einzuziehen und darauf zu hoffen, dass das Gewitter vorüberzieht.

Nicht immer erkennen wir sofort, dass unser Gegenüber unangemessene Machtspiele mit uns inszeniert. Oft beginnt das herrische Verhalten ganz harmlos. Hier eine scheinbar dahingesagte Bemerkung, die witzig sein soll, dann ein abschätziger Satz und immer häufiger der Versuch, den Kollegen oder die Kollegin vor dem übrigen Team vorzuführen.

Sobald uns deutlich wird, dass die Machtspiele über die alltäglichen Konflikte im Betrieb hinaus gehen, sollten wir versuchen, sie anzugehen. Zum Beispiel mit einem Konfliktgespräch unter vier oder sechs Augen. Entscheidend ist, die Initiative zu ergreifen und nicht darauf zu warten, dass es andere tun.

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Checkliste

 

1.) Macht ist weder gut noch schlecht: ‚Entscheidend ist die Frage, wie man mit ihr umgeht‘, sagte Alfred Herrhausen (1930-1989) Vorstandssprecher der Deutschen Bank.

2.) Macht gilt es zu nutzen. Zum eigenen Wohl, zum Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter, der Kolleginnen und Kollegen und der Führungskräfte. Sie zu missbrauchen, sie zu benutzen, um die anderen klein zu halten, das geht nur dann, wenn sich alle wegducken und versuchen, sich unsichtbar zu machen. Das Gegenmittel gegenüber unangemessenen Machtspielen ist, sich respektvoll, klar und transparent zu verhalten und falls möglich, Verbündete mit ins Boot zu holen. Oder, sofern beruflich machbar, die Stelle zu wechseln.

3.) Persönlich Angriffe sind sofort abzuwehren.

4.) Nicht jede dominante Körperhaltung ist ein Ausdruck von einem unangemessenen Machtspiel. Jeder Mensch spricht mit einer anderen Körpersprache. Üblicherweise lässt sich jedoch nach einiger Zeit der gemeinsamen Zusammenarbeit gut erkennen, welche Signale die jeweilige Körperhaltung des Anderen aussendet.

Tipps zum Lesen

Nassoufis, Aliki, Wenn sich Arbeitskollegen die Hölle heiß machen, http://www.welt.de/gesundheit/psychologie, 2012

Wie Sie Machtspiele erkennen und richtig reagieren, http://www.stil.de/knigge-thema-der-woche/details/artikel/wie-sie-machtspiele-erkennen-und-richtig-reagieren.html

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