Lilo Lausch – die Elefantendame

Kennen Sie Lilo Lausch? Nein? Die strahlend lächelnde und keck drein schauende Elefantendame mit den großen, innen roten Ohren? Ich wusste bis vor Kurzem nichts von ihr: Lilo Lausch ist eine Elefantendame, genauer gesagt eine Elefanten-Handpuppe. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, kleinen Kindern das Zuhören beizubringen und ihr Sprechen und ihren Wortschaft zu verbessern. Lilo Lausch lädt Kinder dazu ein, auf die Zwischentöne beim Sprechen der anderen zu lauschen, Rücksicht zu nehmen auf denjenigen, der gerade spricht und ihn aussprechen lassen, ohne ihm ins Wort zu fallen.

Die Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Norbert Neuß und Simone Dumpies vom Fachbereich Justus-Liebig-Universität Gießen haben die positive Wirkung von Lilo Lausch auf das Sprachvermögen und Sprachverständnis von Kinder evaluiert und positiv bewertet. Sie sind Kooperationspartner der Stiftung Zuhören, die mit vielen Kindergärten und Grundschulen zu diesem Thema zusammenarbeitet und deren Star die kleine Elefantendame ist. Die Stiftungsmitglieder, darunter der Hessische Rundfunk sind davon überzeugt, dass Kinder, die früh gelernt, zuzuhören in der Schule und später im Beruf erfolgreicher sind.

Zuhören können ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation – im Privatleben wie im Beruf. Menschen kommunizieren miteinander, um sich mitzuteilen und um den anderen zu verstehen. Talkshows vermitteln allerdings oft einen anderen Eindruck. Auch in Stellenanzeigen ist praktisch nie zu lesen, dass die Bewerber fähig sein sollten, gut zuzuhören. Stattdessen sollen sie kommunikationsstark sein, überzeugend argumentieren, mitreißend vortragen und präsentieren.

Offenbar ist reden oder gar monologisieren gefragt, zuhören eher nicht. Weshalb also versucht die Elefantendame Kinder zum Zuhören zu bringen? Wer zuhört, bekommt viele Informationen vom Gegenüber, manchmal mehr als der Redende mitteilen will. Zuhörer zeigen ihrem Gegenüber, dass sie ihn respektieren, in dem sie aufmerksam seine Ausführungen verfolgen. Sie hören aktiv zu, sind ihrem Gegenüber zugewandt, unterstützen ihn durch ihre Lächeln oder zeigen ihm durch andere nonverbalen Signale wie Kopfnicken, dass sie Interesse am Gesagten haben und sorgen so dafür, dass der Redende sich wohl und aufgehoben fühlt. Im Berufsleben schätzen Mitarbeiter Führungskräfte und Kollegen, die hören möchten, was sie zu sagen haben und die nicht meinen, sie wüssten sowieso, was der andere anmerken möchte.

Aktive Zuhörer sind keine Schweiger. Sie fragen gezielt nach, um ihr Wissen zu vertiefen oder um sich Unverstandenes noch einmal erklären zu lassen. Denn zu oft entstehen durch unklares Kommunizieren Konflikte. Der Sprechende sagt etwas, der Hörende meint, alles richtig gehört zu haben und bemerkt nicht, dass die gesagte Botschaft auch etwas anderes heißen kann. Wie oft kommt dann im Laufe eines Gespräches die Sätze, das habe ich so nicht gemeint oder, das habe ich so nicht verstanden? Gute Rhetoriker empfehlen deshalb Rednern und Zuhörern, Wichtiges noch einmal zu wiederholen, um sicher zu gehen, dass alle vom Gleichen sprechen, wenn sie über etwas reden.

Gute Zuhörer haben noch einen Vorteil: Sie lernen leichter. Etwa 3/4 von dem, was wir wissen, haben wir durchs Zuhören gelernt. Auch beim Selbstzuhören. Beim Lernen auf eine Prüfung lohnt es sich deshalb, den Prüfungsstoff laut zu wiederholen. Gleiches gilt für das Vorbereiten auf ein Bewerbungsgespräch. Bewerber wirken meist überzeugender, wenn sie vorab mehrfach laut üben und sich dabei zuhören, was sie auf die Aufforderung, etwas über sich zu erzählen, antworten möchten.

Lilo Lausch jedenfalls würde sich über klare und zielorientierte Sätze freuen.

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1.) Die frühen Menschen hatten dann besonders gute Chancen zu überleben, wenn sie die Bewegungen und die Lauten ihrer potentiellen Beutetieren gut erlauschen konnten und ihnen so früh auf die Spur kamen.

2.) Das Gehirn, so der Neurologie Professor Giselher Gutmann aus Wien ‚hört‘ mit unterschiedlichen Gehirn’teilen’ zu, besonders mit dem Kleinhirn und dem limbischen System. Sie setzen eine Kaskade an Hormonen und Botenstoffen frei und beeinflussen so den Körper, z. B. Emotionen und Gleichgewichtssinn.

3.) Aktives Zuhören können lässt sich üben: U. a. können Pausen beim eigenen Sprechen ein Anfang sein, gezielte Fragen ebenso und eine konzentriert-entspannte Körperhaltung. Außerdem der Versuch, immer länger zuzuhören als selbst zu reden. Blickkontakt, zum Sprechen einladende Gesten wie ein Kopfnicken oder unterstreichende kleine Bemerkungen sind ebenfalls hilfreich.

Tipps zum Lesen

Bay, Rolf, H.: Erfolgreiche Gespräche durch aktives Zuhören, 2014 (8. Auflage), expert Verlag, ISBN: 9783816932451

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