„Mein Ding – der Beruf“

Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen und nicht vor Jahrzehnten. In meiner ersten Schulstunde zog unsere Klassenlehrerin ein Kasperle als Handpuppe aus ihrer Aktentasche, ließ ihn ein paar Worte sagen, mit dem Kopf wackeln und malte dann vor den Augen von uns 40 Erstklässlern die Mütze des Kasperle als Dreieck an die Tafel. Im nächsten Schritt forderte sie uns dazu auf, die Mütze auf unseren Schiefertafeln, die vor uns lagen, nachzumalen. Allerdings sollten wir die untere Kante der Dreiecksmütze etwas nach oben verschieben und damit ein großes A malen und dies so lange wiederholen, bis unsere Schiefertafel mit großen A‘s voll war. Für mich ein Wunder. Ich konnte ein A schreiben, ich konnte aus einer Kasperlemütze einen Buchstaben machen. Ich habe diesen Moment des A-Schreiben-Könnens an meinem ersten Schultag nie vergessen und seither hat mich die Faszination der Buchstaben und des Schreibens nicht mehr verlassen.

Weshalb erzähle ich Ihnen diese Geschichte so ausführlich? Vielleicht hilft sie Ihnen, eine Antwort darauf zu finden, welcher Beruf „Ihr Ding“ ist. Denn immer wieder kommen Klienten ins Coaching und wollen herausfinden, welches denn „ihr“ Beruf sei. Sie haben längere Zeit in ihrem Beruf gearbeitet, Erfolge gehabt und stellen nach einigen Berufsjahren fest, dass der lange und gut ausgeübte Beruf doch nicht derjenige ist, den sie die nächsten 20 bis 25 Jahre weiter machen möchten. Nur, was können sie stattdessen tun? Welchen beruflichen Weg können sie noch gehen? Eine mögliche Antwort geben dann vielleicht die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend und an ein so kleines Wunder, wie ich das A-Schreiben für mich empfunden habe. Sie verweisen darauf, was wir besonders gerne getan und vielleicht heute noch gerne tun würden.

Selten lässt sich daraus allerdings gleich „mein Ding – der Beruf“ ableiten. Und nicht immer heißt die Antwort, den bisherigen Beruf ganz aufzugeben und von vorne anzufangen. Viel häufiger entwickeln sich aus der Suche nach Alternativen zum heutigen Berufsalltag konstruktive Ideen, wie sich mit einer guten Karriereplanung mehr von „meinem Job“ in den jetzigen Beruf integrieren lässt. Habe ich beispielsweise als Jugendliche und Jugendlicher im Sportverein gerne Gruppen geführt und mich dennoch nicht als Führungskraft gesehen, weil dies für mich und meine Familie so selbstverständlich war, dann kann ich mich beispielsweise als Krankenpfleger weiterbilden zur Managementpflegekraft oder als Verkäuferin zur Filialleiterin. Der Blick zurück ist dann ein wertvoller Blick voraus in eine befriedigende berufliche Zukunft.

Checkliste

 

1.) Welcher Beruf passt zu mir? Welcher Beruf ist „mein Ding“? Berufstests können darauf eine Antwort geben, ebenso eine Beratung in den Arbeitsagenturen und Kreisjobcentern.

2.) Manchmal hilft auch der Blick zurück. Besonders dann, wenn wir bereits länger berufstätig sind und von einem beruflichen Neuanfang träumen. Das, was wir als Kinder und Jugendliche gerne getan haben oder welchen Berufswunsch wir damals hatten, können wertvolle Hinweise auf unsere Begabungen und Stärken sein.

3.) Lohnenswert ist auch die Frage an unsere Freunde, worin sie unsere Stärken sehen und zu beobachten, worum sie uns besonders häufig bitten. Sind wir als Organisationstalent gefragt, als aufmerksamer Zuhörer, als rascher Erlediger von komplexen Aufträgen im Freundeskreis oder als kreativer Gestalter gemeinsamer Freizeiten? Und worum sollten sie uns bitten und tun es nie? Auch das sind erste Hinweise auf unsere Stärken und Fähigkeiten.

4.) Ein weiterer Anhaltspunkt kann beispielsweise sein, an uns zu beobachten, was wir tun, wenn wir überraschenderweise einen Tag frei haben und ihn nicht vorab verplanen konnten.

5.) Und am Ende können wir uns prüfen mit der Frage, was wir gerne in 10 Jahren machen möchten oder noch machen können und wie wir uns dann selbst gerne sehen und sehen wollen.

Tipps zum Lesen

Bundesagentur für Arbeit: www.arbeitsagentur.de,

http://kreisjobcenter.marburg-biedenkopf.de/

„Reinschnuppern bringt gar nichts“: http://hochschulanzeiger.faz.net/reinschnuppern-bringt-gar-nichts-den-richtigen-beruf-finden-11521518.html.

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