Was Lieschen schon lernen kann… (Anmerkungen zum Girl’s Day)

Machen Sie ein Experiment mit Ihnen unbekannten Persönlichkeiten: Setzen Sie fünf weibliche Führungskräfte eines Unternehmens in einen Raum, darunter die Geschäftsführerin. In einem benachbarten Raum platzieren Sie fünf männliche Führungskräfte einer anderen Firma und deren Geschäftsführer. In welchem Zimmer wissen Sie nach wenigen Sekunden, wer die Leitung des jeweiligen Betriebes inne hat? Richtig, vermutlich im Raum der Männer. Denn Männer orientieren sich in ihrer Kommunikation überwiegend am Platzhirsch. Frauen legen eher Wert darauf, dass keine andere Frau zu kurz kommt beim Gedanken- und Informationsaustausch.

Und? Genau: wenn eine Frau in eine von Männern dominierte Leitungsgruppe aufsteigt und weiterhin versucht, auf die gewohnte weibliche Art zu kommunizieren, wird sie von ihren männlichen Kollegen vermutlich kaum wahrgenommen und von ihrem Chef eher ignoriert werden. Auch wenn es uns Frauen schwer fällt, müssen wir, solange wir in einem Unternehmen in der Leitung in der Minderheit sind, lernen, uns an einige männliche Kommunikationsrituale anzupassen. In einer Konferenz beispielsweise heißt dies, immer wieder mitreden, auch wenn alles schon drei Mal gesagt wurde. Es gilt, die eigenen Argumente deutlich artikuliert und langsam vorzutragen und sich in der Ansprache überwiegend und ganz direkt an den Chef zu wenden, begleitet von einer souveränen Körpersprache. Ist die eigene Position erst einmal gefestigt und sind womöglich auch noch weitere weibliche Führungskräfte im Unternehmen, dann können zunehmend auch andere Formen der Kommunikation ausprobiert und allmählich in den Unternehmensalltag integriert werden.

Vielleicht werden solche Rituale und Strategien irgendwann einmal nicht mehr nötig sein. Nämlich dann, wenn Mädchen zunehmend in der Schule lernen, dass Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen Freude bereitet – auch wenn dies bedeutet, Fehler zu machen und Niederlagen einzustecken – und wenn immer mehr Jungen erfahren, wie wohltuend es ist, gemeinsam mit anderen etwas zu erreichen, statt gegen die anderen. Vor allem jedoch dann, wenn viele weitere Firmen wie neulich die Telekom begreifen, dass Unternehmen mit gemischt besetzten Führungspositionen nach allen Statistiken besonders erfolgreich sind.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Treten Sie als Frau in einer männlichen Führungswelt souverän auf, damit beispielsweise in einer Konferenz Ihre Beiträge mit Ihren Inhalten und Ihrem Wissen auch wahrgenommen und respektiert werden.

 

2.) Trainieren Sie als Führungspersönlichkeit nicht zuletzt Ihre Körpersprache. Offener Blick, aufrechte Schultern, gerader Kopf sind erste hilfreiche Schritte für einen erfolgreichen Auftritt von Mann oder Frau.

 

3.) Kommunizieren Sie verbindlich – bei klarem Inhalt. Bezeichnen Sie die Ausführungen Ihres Chefs, Ihrer Chefin als wesentlich und stellen Sie dann gegebenenfalls Ihren konträren oder ergänzenden Gedanken vor.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

Brunner, Samuel, König, Detlef, 30 Minuten für erfolgreiche Führungspersönlichkeiten, 2009, Gabal Verlag, ISBN: 978-3897494459

Topf, Cornelia, Gawrich, Rolf, Das Führungsbuch für freche Frauen

2007, Redline Wirtschaftsverlag, ISBN: 978-3636014665

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