Angst

Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor dem Alter, vor Krankheiten, vor dem Telefonieren mit Kunden, dem seit langem aufgeschobenen Gespräch mit dem Chef, Angst vor Ablehnung, vor Gesichtsverlust, vor Beziehungen… wir alle haben Angst, jeden Tag, immer wieder. Grundsätzlich ist unsere Angst sinnvoll. Sie bewahrt uns vor Gefahren, etwa vor dem Betreten einer unsicheren Leiter, dem zu schnellen Fahren in einer engen Straßenbaustelle oder dem gemütlichen Spazierengehen durch dunkle, unbekannte Straßen. Angst ist erst einmal normal und gehört zu uns. Droht sie uns jedoch zu beherrschen, etwa, wenn wir erfahren, dass unsere Firma verkauft wurde und wir nicht wissen, wie es mit unserer Arbeit und unserem Arbeitsplatz weiter geht, dann können unsere Ängste uns lähmen und uns daran hindern, sinnvoll und zielführend zu handeln. Ein erster möglicher Schritt aus der Angstfalle heraus ist es beispielsweise, die Angst genau zu benennen. Was befürchten wir wirklich, wenn wir Angst vor einer Prüfung haben? Ist es tatsächlich die Angst vor der Prüfungssituation? Die Angst vor dem Versagen oder vielleicht eher die Furcht davor, was nach der abgeschlossenen Ausbildung, dem beendeten Studium auf uns zu kommt? Etwa das bislang noch unbekannte Berufsleben, die Verantwortung für unser Leben, der Abschied vom „Paradies“ der Universität, der Schule oder dem Berufsleben hinein in die Rente? Der Abschied vom Vertrauten, vom Gewohnten, vom vielleicht auch nur scheinbar Sicheren kann uns Angst machen.

Kennen wir erst einmal unsere Ängste, können sie vielleicht sogar beim Namen nennen oder unserer Angst einen von uns selbst gewählten Namen geben und im Laufe der Zeit die Frage beantworten, wovor wir uns wirklich fürchten, dann gewinnen wir allmählich ein Stück Unabhängigkeit und Freiheit für uns zurück und übernehmen wieder Verantwortung für uns und unserer Leben. Die Angst ist vermutlich immer noch da, doch sie verliert langsam ihre übergroße Macht und kann zu dem werden, was sie auch ist, ein Helfer, ein Wegweiser in schwierigen Situationen. Nicht immer gelingt uns dies auf Anhieb. Manchmal müssen wir uns dem Schmerz stellen, dass wir es trotz aller Anstrengung nicht geschafft haben, unsere Ängste zu überwinden, etwa die Angst vor dem Konfliktgespräch mit dem Kollegen. Möglicherweise helfen uns hierbei Gespräche mit Menschen, denen wir vertrauen, Kollegen und Kolleginnen etwa oder einem Psychologen oder Coach. Es gehört viel Mut dazu, uns unserer Unsicherheit zu stellen, das Risiko einzugehen uns zu entscheiden und überlegt und sinnvoll zu handeln.

 

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Angst zu haben ist normal. Sie gehört zu den Grunderfahrungen des Menschen. Wir alle verspüren Angst und Unsicherheit.

 

2.) Ängstliche Menschen, die trotz ihrer Ängste denken und handeln, sind mutig. Gefährlich für uns sind Menschen, die scheinbar furchtlos sind und glauben, sie dürfen keine Ängste haben, weil sie dann als schwach angesehen werden.

 

3.) Wenn Sie Angst haben und Sie sich Ihrer Angst stellen möchten, dann kann es bereits ein erster wichtiger Schritt sein, Ihrer Angst einen Namen zu geben und sie mit dem von Ihnen gewählten Namen direkt anzusprechen. Dies kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn Sie Angst haben vor dem Versagen in einer Prüfung, vor den Erwartungen der Eltern oder Ihres Chefs. Ihre Angst kann Sie dann sogar unterstützen und Ihnen sagen, was Sie tun können, damit sie allmählich kleiner und weniger bedrohlich wird.

 

4.) Wenn Sie Ihre Ängste nicht beachten, z. B., Ihre Angst, überfordert zu sein, dann können sich Ihre Ängste verstärken. Stressreaktionen sind dann häufig die Folge. Ihre Angst vor einer Überforderung kann Ihnen zeigen, dass Sie vermehrt Ruhe brauchen und Erholung, anstatt sich noch mehr Hektik und noch mehr Austoben im Hamsterrad des beruflichen Alltags auszusetzen.

 

5.) Phobien und Angststörungen erfordern unsere besondere Aufmerksamkeit und oft die Hilfe eines Therapeuten.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

Servan-Schreiber, David, Die neue Medizin der Emotionen – Stress, Angst, Depressionen– gesund werden ohne Medikamente

2006, Goldmann Verlag, ISBN: 9783442153534

Schwarz, Aljoscha, von Witzleben, Ines, Endlich frei von Angst und Panik

2004, Gräfe & Unzer Verlag, ISBN: 9783774266360

Wolf, Doris, Ängste verstehen und überwinden. Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien, 2009, Pal Verlag, ISBN: 9783923614325.

Beiträge, die Sie auch interessierten könnten