Handschlag

Inmitten der Fernsehszenen von strahlenden deutschen Nationalspielern nach dem 4:0 gegen Argentinien bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und bunt bemalten, jubelnden deutschen Fans ein Handschlag: Unmittelbar nach dem Abpfiff des Spiels reicht Thomas Müller dem Schiedsrichter des Spiels, Rawschan Irmatow aus Usbekistan, die Hand. Zwei Wimpernschläge lang bleibt das Bild auf dem Fernsehschirm, dann Szenenwechsel. Erst nach einer Weile setzt sich das Bild im Kopf fest. Wegen eines angeblich absichtlichen Handspiels hatte der 20jährige junge Mann in der 35. Minute der Partie vom eben jenem Schiedsrichter die gelbe Karte bekommen und wusste seither, er kann im später entscheidenden Halbfinale nicht mitspielen. Obwohl sichtbar enttäuscht über die Fehlentscheidung des Schiedsrichters schaffte er es, dem Referee seinen Respekt zu zeigen und ihm mit seinem Handschlag seine Wertschätzung auszudrücken.

Menschen wie Thomas Müller empfinden wir als charismatisch. Sie begeistern uns und bringen uns ins Schwärmen. Sie zeigen uns, wie wohltuend es ist, wenn jemand großzügig zu uns ist, wenn uns jemand signalisiert, Du bist es mir wert und uns dies bestätigt mit einem kurzen Handschlag, mit einem sympathischen Lächeln, mit netten Worten oder einem Lob. Von einem anderen Menschen Wert geschätzt zu werden ist ein ganz besonderes Geschenk. Wir freuen uns über die Anerkennung unseres Gegenübers, wir genießen es, wenn wir ein ehrlich gemeintes Kompliment erhalten oder durch eine Geste wie eine für uns aufgehaltene Tür im nüchternen Büroalltag für einen Moment lang verwöhnt werden.

Oft fällt es jedoch schwer, unserem Gegenüber zu offenbaren, wie sehr wie ihn oder sie schätzen. Manchmal müssen wir erst erkennen, dass wir als Kinder kaum gelobt und anerkannt wurden; wir müssen unsere Enttäuschung darüber hinter uns lassen und können dann allmählich lernen, den anderen wirklich wahrzunehmen und ihm unseren Respekt entgegen zu bringen. Dies können wir mit Worten tun und ebenso erfolgreich mit unserer Gestik und unserem Verhalten, wie etwa einem freundlichen Lächeln, einem offenen Blick, unseren entgegenkommenden Schritten am Eingang unseres Unternehmens beim Empfang unserer Geschäftspartner, einem regelmäßigen Besuch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an deren Arbeitsplatz oder wenn wir unserem neuen Kunden im Konferenzraum den besten Platz anbieten. Den anderen Wert zu schätzen heißt nicht, in Lobhudeleien auszubrechen, ein Handschlag zur rechten Zeit reicht oft.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Wir sezieren mit Leidenschaft die Schwächen unserer Mitmenschen. Kennen wir jedoch auch die Stärken unseres Gegenübers? Wissen wir, was sich hinter dem schüchternen Blick, dem forschen Auftritt, der grellen Krawatte oder dem stark geschminkten Gesicht verbirgt?

 

2.) Den anderen Wert zu schätzen bedeutet für uns oft zu lernen, mit unserem Neid umzugehen. Wie oft sind wir neidisch, weil der andere etwas besser kann und deshalb von vielen um Rat gebeten wird. Auch wenn es uns manchmal schwer fällt, wenn wir lernen anzuerkennen, welche Qualitäten und Fähigkeiten der andere hat, lernen wir nicht nur ihn, sondern auch uns selbst Wert zu schätzen.

 

3.) Wertschätzung drückt sich nicht nur in der Sprache, sondern auch in Gestik, Mimik und Verhalten aus. Blickkontakt, wenn wir mit jemand sprechen, eine zugewandte Körpersprache, unser Aufnehmen von Signalen unseres Gegenübers, z. B., sein Wunsch in seinen Augen, auch etwas sagen zu können und ihn dann um seine Meinung zu bitten, sind kleine Gesten mit großer Wirkung.

 

4.) Und wenn wir dann noch als Chefs unser Zeitmanagement im Griff haben und Besprechungen gut vorbereitet sind mit Vorlagen für alle Teilnehmer, wissen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ihr Unternehmen ist es wert, dass sie sich für ihre Arbeit engagieren.

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