Mein Chef und ich

Wehren Sie sich und Ihre Kolleginnen und Kollegen, wenn Ihr Chef wieder einmal alle anschreit? Fragen Sie nach, wenn Sie einen Arbeitsauftrag von Ihrer Chefin nicht verstehen? Sind Sie sicher, dass die Ihnen neu zugeteilte Aufgabe jetzt oberste Priorität hat und nicht diejenige, die bislang als besonders dringlich und unaufschiebbar charakterisiert wurde? Gehört Ihr Chef zu denjenigen, die Undercover in ihrem Betrieb zu arbeiten scheinen und nie ansprechbar sind? Oder ist Ihre Chefin eine Motivationskillerin, weil sie lieber alles selbst bearbeitet, anstatt die Aufgaben an Sie zu delegieren, obwohl Sie Ihre fachliche Kompetenz schätzt? Frustriert Sie das Verhalten Ihres Vorgesetzten Ihnen gegenüber?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen oft nicht, dass auch sie es in der Hand haben, wie ihr Arbeitsalltag abläuft und wie sie mit ihren Vorgesetzten zurechtkommen. Dabei lohnt es sich bei Problemen mit einer Führungskraft durchaus, einmal zu prüfen, wo kann ich die Initiative ergreifen und versuchen, die Beziehung zwischen uns zu verbessern? Einer ständig cholerisch auftretenden Chefin beispielsweise ist ihr unangenehmes Verhalten oft gar nicht mehr bewusst. In einem in ruhiger Atmosphäre und mit mehreren Mitarbeitern stattfindenden Gespräch lässt sich (hoffentlich) klären, dass Sie sich Respekt von ihr wünschen – und dass Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen für sachlich vorgetragene Kritik offen sind.

Machen Sie sich zunächst Ihre Rolle als Mitarbeiterin, als Mitarbeiter bewusst und versuchen Sie dann, den Chef-Typ Ihres Vorgesetzten einzuschätzen. Haben Sie es mit einem Kontrollprofi, mit einem in sich Selbstverliebten oder mit einem Tyrannen zu tun? Steht Ihr Chef derzeit möglicherweise vor der Herausforderung, neue Aufgaben zu übernehmen und hat deshalb kein Ohr Sie? Ist Ihre Chefin jemand, die Stress nur sehr mäßig erträgt und bei der kleinsten Störung bissig reagiert? Wo hat Ihr Chef seine positiven Seiten?

Wenn Sie Antworten gefunden haben, dann überlegen Sie, wie Sie die Situation konkret verbessern können. Einem kontrollbedürftigen Chef beispielsweise halten Sie ihn grundsätzlich bei allen wesentlichen Arbeitsschritten zeitnah auf dem Laufenden. Ihre Ich-bezogene Chefin, die alle Ideen von Ihnen als ihre eigenen ausgibt, bewundern Sie und dann erweitern Sie Ihren Email-Verteiler so, dass alle wichtigen Entscheider in Ihrem Unternehmen freundlich und „bescheiden“ von Ihnen erfahren, wer der wirkliche Urheber der guten Vorschläge ist. Tyrannen – und Choleriker – lassen sich häufig durch eine selbstbewusste Körperhaltung einschüchtern. Halten Sie Blickkontakt und stehen oder sitzen Sie mit lockeren Schultern vor ihnen.

Manchmal hilft allerdings nur eines, damit Ihre berufliche Situation für Sie angenehmer wird – Sie suchen sich eine neue und besser bezahlte Stelle.

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

1.) Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen in die innere Kündigung, wenn sie Schwierigkeiten mit ihrem Vorgesetzten haben. Dabei können wir oft den Umgang mit unserem Chef, unserer Chefin verbessern, wenn wir uns mit ihm oder ihr näher befassen. Verstehen Sie erst einmal ihren Chef, ihre Chefin und wissen Sie, wie er, wie sie „tickt“, dann fällt es Ihnen möglicherweise leichter mit ihm, mit ihr zurechtzukommen.

 

2.) Machen Sie sich bewusst, ob Ihr Chef für Sie eine Vaterfigur ist – mit allen dazu gehörenden Eigenschaften – oder ob Sie Ihre Chefin unbewusst in eine Mutterrolle drängen. Versuchen Sie sich davon zu verabschieden und suchen Sie nach einer erwachsenen Kommunikationsebene.

 

3.) Wenn Sie Ihren Chef, Ihre Chefin auf ein bestimmtes Verhalten aufmerksam machen möchten, dann klären Sie vorab, ob auch andere Kollegen darunter leiden und bitten Sie um einen gemeinsamen Termin bei Ihrer Führungskraft oder lassen Sie sich vom Personal- oder Betriebsrat bei Ihrem vielleicht nicht ganz einfachen Gespräch unterstützen.

 

4.) Üben Sie das Gespräch vorab zuhause und trainieren Sie dabei, ruhig und sachlich zu bleiben und lieber weniger zu sagen, als zu viel. Sprechen Sie aus Ihrer Perspektive mit Sätzen wie „ich sehe es so und so…“, „für mich stellt es sich so und so dar…“. Geht Ihr Vorgesetzter trotz aller Ihrer Bemühungen nicht auf den Inhalt Ihres Gespräches ein, dann beenden Sie es höflich von sich aus. .

 

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Begemann, Petra: Den Chef im Griff, 2009, Eichborn Verlag, ISBN: 9783821859859

 

Matyssek, Anne Katrin, Wenn der Chef krank macht – So schützen Sie sich und Ihre Gesundheit, 2010, Books on Demand, ISBN: 9783839161845

 

Ulrich, Friedrich: Das professionelle 1 x 1: Cheffing- Führen von unten, 2005, Cornelsen Verlag, ISBN: 9783589235551

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