Spectre

Pistolenknall, zerbrochene Glasscheibe, danach ein weißer Schriftzug auf schwarzem Hintergrund: ‚Spectre‘ und ‚007‘. Damit endet der erste Trailer für den neuen James Bond Film, der im November in die Kinos kommen soll. Ansonsten zeigt der 100 Sekundenspot keine spektakulären Verfolgungsjagden und adrenalinsteigernden Actions. Stattdessen strahlt Daniel Craig als 007 in den wenigen Filmsequenzen eine fast unheimlich wirkende Gelassenheit aus. Und macht mich damit umso neugieriger auf die Herausforderungen des berühmtesten Agenten ‚of Her Majesty’ in Spectre.

Was fasziniert uns an Filmhelden wie James Bond oder den vielen anderen Actionhelden und -heldinnen? An Geschichten, die so die wenigsten von uns in ihrem Berufsalltag erleben werden? Filmfiguren wie 007, so der Philosoph und Psychoanalytiker Kai Hoffmann, bewundern wir unter anderem, weil wir gerne selbst so reagieren möchten. Wir wünschen uns, in kritischen Situationen so ruhig und gelassen zu bleiben und den Überblick zu bewahren oder dies zumindest zu versuchen, wie der Agent im Geheimdienst seiner Majestät oder Der Blonde in Zwei glorreiche Halunken von 1966.

Meist sind es unsere Selbstzweifel, die uns daran hindern, in Konfliktsituationen gefasst zu bleiben. Wir haben Angst davor, zu versagen. Statt gelassen die konkreten Herausforderungen zu betrachten, bringen uns unsere Unsicherheiten immer wieder dazu, neutrale Reize zu unseren Ungunsten zu interpretieren. Das ernste Gesicht unseres Chef übersetzen wir in unserem Kopfkinofilm als Missbilligung über unsere Arbeit und die tuschelnden Kollegen im Flur können doch nur über uns klatschen und tratschen. Immer neue Filme für unser Kopfkino sorgen so dafür, dass wir uns am Ende kaum noch auf die vor uns liegenden Arbeiten konzentrieren und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden.

Natürlich können wir den Kopfkinofilm mit einem Stopp anhalten. Meist führt dies dazu, dass wir erst recht wissen wollen, wie er weiter geht und damit unsere negativen Gedanken eher noch verstärken. Unsere Rolle als Produzent und Schauspieler ermöglicht es uns allerdings auch, zu entscheiden, welche Szenen wir noch einmal neu drehen oder so belassen möchten wie bisher. Zum Beispiel können wir uns fragen, haben wir schon einmal vor einer ähnlichen Situation gestanden und waren wir darin der Actionheld? Z. B., weil wir unsere Perspektive gewechselt und damit einen anderen Blick auf unsere Aufgaben hatten? Was haben wir damals gemacht? Welche von unseren vielen Fähigkeiten hat uns dabei geholfen? Was davon können und möchten wir besonders gerne wiederholen? Filmsequenzen wie diese ermöglichen es uns, zu erkennen, welche Stärken wir haben, nach welchen Werten wir handeln und welche Ziele uns wichtig sind. Und sie machen uns rasch deutlich, dass der Chef andere Gründe hatte, ernst zu schauen, und wir den Kollegen kaum so wichtig sind, dass sie heimlich über uns reden. Statt ins Kopfkino zu gehen und dabei davon auszugehen, dass unsere Gedanken und Gefühle die Wirklichkeit sind, besinnen wir uns auf unsere Erfahrung und unsere Fähigkeiten und konzentrieren uns auf die vor uns liegende Aufgabe. Wie 007.

Checkliste

 

1.) Je nach Art der Selbstzweifel und des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten gilt es zu prüfen, ob ein Coaching oder eine psychologische Beratung hilfreich sein kann.

2.) Um das Risiko abzuschätzen, vor dem wir stehen, kann es uns helfen, einem einen Schritt zurück zu gehen, das Risiko aus der anderen Perspektive zu betrachten und dann erneut zu bewerten.

3.) Dass wir häufig kaum noch gelassen reagieren oder reagieren können, liegt auch darin, dass wir uns in unserem Arbeitsalltag wenig Zeit nehmen oder Zeit nehmen können, in Ruhe mit den Kollegen oder den Vorgesetzten zu sprechen. Telefone klingeln, zu viele Kunden wollen gleichzeitig bedient werden, die Produktion muss rasch auf die neue Auftragslage angepasst werden. Gelassen zu bleiben, fällt uns dabei schwer.

Tipps zum Lesen

Hoffmann, Kai: Seelenruhe mit System. Gelassenheit lernen, managerSeminare, Heft 169, 2012

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