Moment mal – ich habe es gleich

Manchmal wäre ich gerne eine „Superfrau“: Denn wieder einmal amüsiert sich der Kollege auf meine Kosten, alle lachen, und wieder einmal fällt mir keine passende Antwort auf seine ironisch süffisante Bemerkung ein. Später am Abend, ja, da habe ich dann die Antwort auf sein ‚ich würde zuviel reden und zu wenig sagen’: ‚Jetzt verstehe ich endlich, warum mein Lippenstiftverbrauch immer so hoch ist.’ Doch leider zähle ich zu den Menschen, die der berühmte Mark Twain einmal treffend charakterisiert hat mit dem viel zitierten Satz: „Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.“ Doch was heißt eigentlich schlagfertig sein? Bin ich schlagfertig, wenn ich im entscheidenden Moment auf einen verbalen Angriff eine möglichst gelungene Antwort weiß? Oder gelte ich auch als schlagfertig, wenn ich gelassen und mit Humor auf schwierige und unangenehme Situation reagiere? Selbst wenn ich nichts Witziges oder Schlaues erwidere? Eines ist sicher, ich gehöre nicht zu den Menschen, die auf bösartige Angriffe von Kollegen oder Kolleginnen im Normalfall rasch und locker flockig antworten können. Meist fällt mir aus meiner Sicht nichts Passendes dazu ein. Inzwischen habe ich mir jedoch ein paar Strategien angeeignet: Bei unangenehmen Attacken antworte ich häufiger mit „Moment mal – ich habe es gleich…“ und einem Lächeln. Die Sympathien der übrigen Anwesenden sind dann fast immer auf meiner Seite. Und wenn ich ohne eigene Ideen bin, dann frage ich nach, was der andere mit seinem Satz meint. Und bei besonders emotional geprägten Angriffen gelingt es mir inzwischen sogar ab und an daran zu denken, dass mein Gegenüber jemand sein muss, der ein Problem hat und offenbar keinen anderen Weg kennt damit umzugehen, als um sich zu schlagen und andere zu verletzen. Ich habe dann keinen Gegner, keine Gegnerin mehr als Gegenüber, sondern einen Menschen mit Stärken und Schwächen und kann die Situation ruhiger und gelassener betrachten. Und jetzt kann ich ganz souverän sagen: „Moment mal – ich habe es gleich.“

Checkliste

Die Checkliste verweist auf Fragen und Erfahrungen aus der täglichen Coaching-Praxis.

 

1.) Fast alle Menschen wünschen sich, möglichst in allen Lebenslagen gelassen zu sein, souverän zu reagieren und ernst genommen zu werden. Auch die Schlagfertigen.

 

2.) Wenn Sie dazu neigen, auf verbale Attacken, eher sprachlos zu reagieren als rasch eine gelungene Antwort parat zu haben, dann versuchen Sie, innerlich einen Schritt zurückzutreten und die vorhandene Situation aus der Distanz zu betrachten und zu analysieren. Ich bin sicher, Sie finden dann eine adäquate Reaktion.

 

3.) Prüfen Sie beispielsweise, ob Sie mit einem oder zwei von Ihnen selbst gewählten Standardsätzen viele Situationen überbrücken können. Falls möglich, greifen Sie zu möglichst humorvollen Formulierungen.

 

4.) Trainieren Sie Ihre Kreativität. Wortspiele wie Assoziationsketten helfen Ihnen langfristig, auf viele Situationen verbal flexibel zu reagieren.

 

5.) Wie so oft gehört zum erfolgreichen Schlagfertigsein auch eine entsprechende Körpersprache wie etwa eine aufrechte Haltung. Versuchen Sie Blickkontakt zu halten, damit wirken Sie immer souverän. Auch wenn Sie nichts sagen, sondern schweigen.

Tipps zum Lesen

Immer, wenn es für uns möglich ist, wählen wir für Sie aus der sehr umfangreichen Literatur zu Beruf und Karriere einige Bücher aus, die unsere ganz subjektiven Empfehlungen für Sie sind:

 

Härter, Gitte, Öttl, Christine, Schlagfertig, 2007, Gräfe und Unzer Verlag, ISBN 978-3774264687

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